Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

Verwundet 187 
Rückwanderung antraten. Als wir eine höher gelegene Stelle über- 
schreiten mußten, schlugen zwei Schrapnells in unserer Nähe ein, eins 
nur wenige Schritte von uns. Ich hatte das Gefühl, daß jemand mich 
mit einem Stein an den Oberschenkel geworfen hätte. Als ich hinfaßte, 
bemerkte ich Schweiß. Ich war also verwundet, schlimm konnte es 
nicht sein, da ich weiter gehen konnte. Ein Mann hatte eine Verwun- 
dung am Hals. Ein Offizier stellte bei mir eine solche am Oberschenkel 
fest und legte mir einen Notverband an. Im Unterstand des Regts.= 
Abschnitts-Kommandeurs untersuchte mich der Arzt, d. h. er fand den 
Verband so vorzüglich, daß er ihn liegen ließ. Die folgenden Ereignisse 
zeigen so recht das moderne Leben auch im Schützengraben; ich wurde 
geimpft gegen Tetanus, bekam einen Epi (so nannten die Leute den 
Schnaps) und wurde dann im Kreise der Offiziere photographiert. Was 
will man mehr! Mit der mir zur Erinnerung mitgegebenen Verwun- 
detenmarke kam ich ins Lazarett, wo ich von dem lästigen Eindringling 
befreit wurde und bald in mein Quartier fahren konnte. Wenn ich auch 
noch recht lange an der Sache gekrankt habe, so störte sie mich nicht 
so beim Gehen, daß ich hätte zu Hause bleiben müssen, ich konnte mich 
weiter in meinem Abschnitt orientieren. 
Die erste und Hauptstellung lag auf den Höhen bei Geluvelt; 
bon dem Orte war nur der Stumpf der weithin sichtbaren Kirche vor- 
handen. Die Stellung war einem plötzlich hereinbrechenden starken feind- 
lichen Angriff gegenüber schwer zu halten, da die Reserven sehr weit 
rückwärte untergebracht werden mußten. In dem Zwischengelände gab 
eg keine Unterkunftsgelegenheit, außerdem lag es unter dem Feuer 
schwerer feindlicher Batterien, so daß von einer Ruhe für die Truppe 
nicht die Rede sein könnte. 
Die Regimenter setzten sich meist aus Holsteinern, Mecklenbur- 
gern und Hamburgern zusammen. Es waren gute, ordentliche Leute, 
die schon viel durchgemacht hatten. War die Division doch von Anfang 
des Stellungskrieges an nicht aus Flandern und dem närdlichen Frank- 
reich herausgekommen. Man hörte deshalb überall den Wunsch: Kom- 
men wir nicht einmal weg von hier? Das Verlangen war zu verstehen, 
ich hätte es gern erfüllt, konnte es aber nur nach oben hin vertreten, 
die Entscheidung lag bei der O. H.X. 
Das Weihnachtefest wird mir unvergeßlich bleiben. Überall einfache
	        
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