Bulgariens Zusammenbruch 205
ihn fände. Diese Antwort genügte dem Abg. nicht, er wollte wissen,
ob Paris oder Calais das zZiel gewesen sei. Ich mußte die Beantwor-
tung natürlich ablehnen.
Die anderen Fragen erstreckten sich auf das Wirken der Nach-
richtenabteilung im Gr. H. Qu., auf Verluste, Reserven u. a.
Plötzlich wurde ich hinausgerufen. Der Abteilungschef für die
Angelegenheiten der Bundesstaaten, Major Duesterberg, teilte mir mit,
daß nach einem Ferngespräch mit dem Oberst v. Merz von der O. H.L.
die bulgarische Armee geschlagen zurückflute, der König demissioniert
und Malinow einen Waffenstillstand angeboten habe. Eine Kommission
sei behufs Aufnahme der Friedensverhandlungen unterwegs nach Sa-
loniki. Er, Duesterberg, hege noch Zweifel an der ganzen Richtigkeit
der Tatsachen.
Ich kehrte in die Besprechung zurück und beantwortete die an mich
gestellten Fragen, so gut ich konnte. Aber welche Erregung herrschte
in meinem Innern!
Die in den nächsten Tagen eintreffenden Nachrichten bestätigten
leider die volle Wahrheit der Tatsachen.
Die Volksvertreter verlangten tägliche Orientierung im engeren
Kreise. Dies geschah. Das A.A. war merkwürdig schlecht unterrichtet.
Die Aufregung nahm zusehends zu. Im Reichstag sprach man vom
Rücktritt des Kanzlers, der Prinz Max von Baden wurde als Nach-
folger genannt. Ich hielt es für einen schlechten Scherz.
Am 3o. H. mittags kam der Abschied des Grafen Hertling und
die Allerhöchste Order über Bildung einer parlamentarischen Regierung
heraus. Die O. H.L. hatte ihr zugestimmt. Die Verlesung der bedeut-
samen Order im Ausschuß rief lebhaftes Bravo hervor. Eine der Be-
deutung des Ereignisses entsprechende Regierungskundgebung unterblieb
leider (Vgl. „Der Weg zur Revolution“, I. Band meiner „Erinne=
rungen“, Seite 135).
Eo hieß, daß Bulgarien den Waffenstillstand endgültig abge-
schlossen habe. Ich stellte dem Minister vor, daß jetzt die Zeit zum
Auftreten gekommen und dieserhalb mit der O. H. # in Verbindung
zu treten sei. Minister Graf Roedern habe schlechte Nachrichten aus
dem Gr. H.Qu. gebracht. Hindenburg wie Ludendorff sähen nach An-
sicht Roederno die Lage als sehr ernst an.
Ich bat den Kriegeminister, die Aufmerksamkeit der O. H.K auf