Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

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Anhang 
ren, die als Vorbedingungen nutzbringender Verwendung der 
Frauen in der Kriegsindustrie gelten müssen. 
Hierunter fällt auch die Heimarbeit. Durch Anweisung sämt- 
licher Beschaffungsstellen und stellvertretenden Generalkomman- 
dos ist gewährleistet, daß keine Möglichkeit, Heimarbeit zu 
Kriegslieferungen heranzuz'ehen, ungenutzt bleiben kann. 
Immerhin ist dabei zu bedenken, daß der Arbeit der Frauen 
Grenzen gezogen sind, die einmal aus derr Natur ihres physischen 
und geistigen Könnens, sodann aus denjenigen Rücksichten sich 
ergeben, die der Staat ihnen gegenüber im Interesse der Volks- 
wohlfahrt und Volksgesundheit auf hygienischem und sittlichem 
Gebiet zu nehmen hat. 
. Ahnlich ist die Lage bei der Verwendung jugendlicher Arbeits- 
kräfte. Auch hier hat A. 2. alle zu Gebote stehenden Mittel 
der Einwirkung annähernd erschöpft. Die Industrie weiß, daß 
es gegenwärtig in der Hauptsache darauf ankommen muß, die 
Leistung der Jugendlichen im Betriebe zu erhöhen, daß die Rück- 
sicht auf ihre Fortbildung im Gewerbeschulunterricht dahinter 
zurückzutreten hat. Auch die Gewerbeschulen und die Gewerbe- 
Aufsichtsbehörden haben sich nach anfänglichen Widerständen 
verständnisvoll diesem Standpunkt der Heeresverwaltung an- 
geschlossen. 
Handeleministerium und Kriegeministerium sind dabei dar- 
über einig, daß der gewerbliche Fortbildungs-Unterricht der 
Gegenwart weniger die technischen und wirtschaftlichen Seiten 
seines Lehrplanes in den Vordergrund stellen darf, sondern daß 
er im wesentlichen als ein Mittel angesehen werden muß, die 
Gesinnung und den Willen der Jugendlichen zu beeinflussen und 
ihnen den Geist ernster Pflichterfüllung anzuerziehen, der heute 
auf jedem Platze des vaterländischen Dienstes vorhanden sein 
muß, sowie die Erkenntnis zu fördern, daß auch ihre Arbeit im 
Dienst der Landesverteidigung steht. Hierbei mitzuwirken, ist 
die militärische Jugendvorbereitung besonders in der Lage, da die 
Autorität, die sie vermöge ihres gegenwärtig besonders popu- 
lären militärischen Zuschnitts hat, den jungen Leuten noch ein- 
dringlichere Belehrung zu erteilen vermag, als der altgewohnte 
Zivil-Unterricht. Im Gesamt-Ergebnig muß auch hier davor
	        
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