Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

48 8weites Kapitel 
Sonthofen abzuhalten mit dem Erfolge, daß im September 1917 die 
Artillerie-Gebirgs-Schießschule in Sonthofen als dauernde Einrichtung 
entstand. Sie wurde großzügig geleitet und mit allen Hilfs- 
mitteln: Ballontrupp, Meßtrupp, Fliegerabteilung, Wetterwarte aus- 
gestattet. Ihre ersten greifbaren Erfolge brachte der Durchbruch in 
den Julischen Alpen (Tolmein und Flitsch) und die Offensive in Ober= 
italien. Nicht nur den Artilleristen gab Sonthofen klare, erfolgreiche 
Regeln und praktische Hilfsmittel für das Schießen im Gebirge, auch 
das Meßwesen, die Luftbeobachtung, der Wetterdienst, selbst das Nach- 
richtenwesen sammelte hier im Laufe der Zeit wertvolle Lehren für den 
Gebirgskrieg; ballistische Probleme und viele technische Fragen konnten 
dort durch praktische Versuche im Gebirge der Lösung entgegengeführt 
werden. Am wertvollsten blieb die Schule aber für die Gebirgsartillerie, 
die erst durch sie zur Erzielung höchster Leistungen befähigt wurde. 
Diese hervorragende Schule, die unter der verdienstvollen Leitung des 
bayer. Major v. Bomhard so erfolgreich gewirkt und mit Begeisterung 
gearbeitet hat, ist vernichtet, ihre Lehren werden aber weiterleben. Sie 
verdient, daß ihr Anerkennung und Dank auch hier ausgesprochen wird. 
Oie Flugabwehr 
(B.AK.— Ballon-Abwehr-Kanonen) 
Die Aufstellung von Flugabwehrverbänden war bis zum letzten 
Kriegojahre von der Fertigung des Geräts abhängig, im letzten Kriegs- 
fahre wurde sie außerdem beschränkt durch den Mangel an Mannschaften. 
Die Fertigung des Flugabwehrgeräts stieß auf viele Schwierig- 
keiten. Abgesehen von der fortlaufenden konstruktiven Veränderung 
auf Grund der Erfahrungen lagen diese Schwierigkeiten darin, daß 
hierfür keine Spezial-Fabriken vorhanden waren. Die Fertigung konnte 
daher nur von wenigen entsprechend eingerichteten und in der Waffen- 
fabrikation erfahrenen Betrieben übernommen werden. Dazu kam, daß 
von den ersten Kriegsmonaten an alle Nüstungsbetriebe mit Herstellung 
von Gerät aller Art bis zur höchsten Grenze ihrer Leistungsfähigkeit 
in Anspruch genommen waren. Es war auch nach ihrer Erweiterung 
und Vermehrung niemals möglich, zu Gunsten des Flugabwehrgeräts 
die Fertigung anderen Geräts in nennenswertem Umfange einzuschrän- 
ken. Trotz der dringenden Notwendigkeit, die Zahl der Flugabwehr= 
kanonen dauernd zu vermehren, mußte der Herstellung der leichten und
	        
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