Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

64 Zweites Kapitel 
ristisches Verhalten so einzurichten, daß das optische Anschneiden und 
Beobachten möglichst erschwert wurde. Neben der Erkundung durch 
Flieger und Ballon mußte auf das gleichzeitige Anschneiden feindlicher 
Mündungsfeuer von mehreren Stellen aus an allen Fronten überall 
dort vermehrter Wert gelegt und das Verfahren systematisch festgelegt 
werden, wo die Sicht ins feindliche Gelände nicht durch hohe Berge 
und ausgedehnten Wald behindert wurde. Wo dies der Fall war, ent- 
stand eine Lücke in der optischen Überwachung der gegnerischen Ar- 
tillerie, die sich noch durch Nebel und trübes Wetter erweiterte. Hier 
griff dann das Schallmeßverfahren ein, um die Grundlagen für die 
Bekämpfung der feindlichen Ziele zu schaffen. 
Die Bedeutung beider Meß-Verfahren, Licht und Schall, wurde 
schon frühzeitig an der Front erkannt und auf oft verschiedenen Wegen 
für Erkundung und Schußbeobachtung auszuwerten gesucht. Die ersten 
spstematischen Ubungen und Unterweisungen fanden auf dem Schieß- 
platz Kummersdorf durch die Artillerie-Prü ission statt. 
Um eine einheitliche Ausbildung der als besondere Fußartillerie= 
formationen allmählich bei jeder Division aufgestellten Artilleriemeß- 
trupps zu gewährleisten und das Verständnis und Interesse der Offiziere 
der Artillerie und der höheren Truppenführung für die neuen Erkun- 
dungomittel zu fördern, wurde die Artilleriemeßschule in Wahn auf- 
gestellt. 
Die Lehrgänge dienten der einheitlichen Ausbildung und Gestal- 
tung des Ersatzes für alle Licht= und Schallmeßtrupps an der Front; 
ferner der Durchbildung von Offizieren, Unteroffizieren und Mann- 
schaften aus den Fronttrupps in beiden Verfahren, sowie ihrer Unterrich- 
tung über die neuesten Fortschritte und Verbesserungen auf diesem Er- 
kundungogebiet. Auf das praktische Zusammenwirken mit der Fuss- 
artillerie-Schießschule, die am gleichen Ort sich befand, war besonderer 
Wert zu legen. Die Lehrgänge wurden mit der Zeit derart ausgebaut, 
daß jährlich rund 6—700 Offiziere, 1300 Unteroffiziere von den ver- 
schiedenen Zweigen des Licht= und Schallmeßwesens in den mustergül- 
tigen Einrichtungen der Meßschule ausgebildet werden konnten; dazu kam 
noch eine größere Anzahl von Spezialisten am Richtungshörer, Oszillo- 
graphen, Saitengalvanometer, Rußschreiber u. a. m. in Sonderkursen. 
Der aufopfernden Arbeit der Herren in der Fußartillerie-Abteilung 
dec Departements, der Majore Schacht, Garcke, Erdmann, ihrer Mit-
	        
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