Die Luftwaffe 73
Aus den bei der Mobilmachung ins Feld gerückten etwa 40 Ein-
heiten mit 300 Flugzeugen haben sich bis zum Ende des Krieges 400
Fliegerverbände mit mehr als 4000 Flugzeugen an der Front ent-
wickelt. Der Mannschaftsstand von 1500 Köpfen hatte sich verhun-
dertfacht. Die wechselnden Aufgaben bedingten verschiedene Konstruk-
tionen und Formationen. So finden wir Kampf= (besonders Infan-
terieflieger), Jagd= und Bombenflugzeuge von den leichtesten Ein-
sitzern bis zu den Riesentypen der sog. R.-Maschinen, Jagd-, Schlacht-
und Bombenflieger-Geschwader sowie Lichtbild= und Reihenbildforma=
tionen, deren Aufgabe die genaueste photographische Wiedergabe der
feindlichen Stellungen und des Hintergeländes war.
Besonderes Gewicht war auf die Weiterentwickelung der Bewaff-
nung zu legen. Einen gewaltigen Fortschritt auf diesem Gebiete bil-
dete der Zeitpunkt, als die Fokkerwerke Mai l#s ihre Gestänge-
steuerung für das starre, vor dem Führer eingebaute Maschinengewehr
herausbrachten. Durch diese Steuerung wurde die Auslösung des
Schusses vom Motor so geregelt daß der Schuß nur erfolgte, wenn
die Schußlinie vom Schraubenblatt frei war. Anfangs waren die Flug-
zeuge mit einem, später mit 2 M. G. ausgerüstet. Frühiahr 1916 er-
bielten die Kampfeinsitzer das leichte M.G. o8/15, das bedeutend
leichter war als das M. G. os.
Später wurden auch Versuche mit Einbau von Geschützen gemacht.
Als Munition für die M.G. wurde anfangs die Infanterie-
Munition (8= bezw. 8MK-Munition 1)) verwendet. Gegen Luftziele, be-
ders Ballons, war sie jedoch nicht wirkungsvoll genug. Diese mußten
brennend zum Absturz gebracht werden. Man ging daher zu Brand-
munition über (erst die Adler-B-Patrone, dann die Phosphor-Munition
— Februar 1917—). Die Schwierigkeit des Schiessens wurde durch
Einführung der Leuchtspurmunition, die die Flugbahn des Schusses
sichtbar machte (Februar 17) erleichtert.
Das Gewicht der Abwurf-Bomben, je nach der Aufgabe entweder
mit Brand= oder Sprengwirkung, schwankte zwischen 12,8 bis looo kg.
Bestes funkentelegraphisches Gerät für Nachrichtenübermittelung,
1) SMK. — Infanterie-Spitz(8)-Geschoß mit Metallkern. Dieses eignete sich
besser zum Durchschlagen widerstandsfähiger Jiele, bei denen das mit einem Hart-
bleilerm versehene gewöhnliche Infanterie-Geschoß versagte.