Militärische Vorbereitung der Jugend 70
berücksichtigt, daß sich die Verhältnisse während des Krieges gewaltig
geändert hatten. Nicht mehr jüngere Leute allein wie im Frieden stan-
den unter ihrem Befehl, sondern viele ältere, die durch Stellung, Bil-
dung und Alter empfindlicher waren. Hierauf Rücksicht zu nehmen
gebot allein schon die Klugheit.
Die Liebe und Achtung des Untergebenen zu gewinnen, muß eine
der Hauptaufgaben des Vorgesetzten sein, man erreicht dies aber nicht
durch schlechte Behandlung, Scheltworte und andere Kränkungeft, son-
dern durch ein sachgemäßes, ruhiges, ordentliches Auftreten.
Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, das das persönliche
Beispiel des Vorgesetzten das Geheimnis sei, mit dem das Vertrauen,
die Achtung und die Liebe der Untergebenen erworben würde. Der Krieg
hat dies bestätigt.
Als Vorstufe für die eigentliche Ausbildung war die millitärische
Vorbereitung der Jugend gedacht. Sie sollte die Jugend körperlich kräf-
tigen und für die Einstellung in das Heer vorbereiten, darüber hinaus
einer Verlodderung der Jugendlichen, wie sie später leider eintrat, vor-
beugen. Unter Leitung des Generals der Infanterie v. Wachs und nach
seinem Tode des Generalleutnants z. D. Menze und später des Gen.
d. Inf. Bacmeister hat diese Organisation, um deren Zustandekommen
sich der Major und Referent im K.M. Karwiese großes Verdienst er-
worben hat, trotz der sich ihr zahlreich entgegenstellenden Schwierig-
keiten viel geleistet. Als Beweis hierfür führe ich eine Erklärung des
Generalarztes Dr. Schultzen im Reichstagsausschuß an, der sich dahin
äußerte, daß bei der Musterung trotz der ungünstiger gewordenen Er-
nährungsverhältnisse die körperliche Beschaffenheit der Untersuchten
überraschend gut gewesen sei, ein Verdienst der militärischen Vorberei-
tung der Jugend.
Seine Fürsorge für die Angehsrigen der zum Heere#dienst Ein-
berufenen betätigte das K.M. u. a. durch rege Anteilnahme an den Ver-
handlungen des Reichsamts des Innern über Jahlung von Familien-
unterstützung.
Die Abteilung für Ersatzwesen (später Offizier= und Unteroffizier-
Ergänzungsabteilung) — Cl — und besonders ihr Referent, Haupt-
mann d. L. v. Rosainsky, hat hier helfend und fördernd eingegriffen.
Die Arbeiten waren schwierig, zeitraubend und mit manchen Verdrief-
lichkeiten verbunden.