Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

80 Zweites Kapitel 
lber die freiwillige Krankenpflege nur eine kurze Bemerkung, da 
weitere Ausführungen den Rahmen dieses Buches überschreiten würden 
und ihre Organisation nicht zum Ressort des A.D. gehörte. Vielfach 
begegnete man in den ersten Kriegsjahren in der Bevölkerung einer 
Abneigung gegen das rote Kreuz. Häufig mag sie begründet gewesen 
sein. Man darf aber nicht vergessen, daß jede, besonders eine frei- 
willige Organisation sich erst einlaufen muß, und daß trotz des besten 
Willens Mißstände unausbleiblich sind. Darüber hilft nur eine straffe 
militärische Organisation hinweg. 
D. Ersatzwesen und Arbeiterbeschaffung 
Es gibt einen gewissen Punkt der Höhe, 
über den sich hinaus zu schwingen unmöglich ist. 
Friedrich der Große. 
Die doppelte Aufgabe der Heeresverwaltung war, das Feldheer 
und die für den Kriegsbedarf tätigen Gewerbezweige im Stande der 
höchsten Leistungsfähigkeit zu erhalten. Der Frage: „Wie viel braucht 
das Heer?“ stand die andere gegenüber: „Mit wie wenig kommen die 
Gewerbezweige aus?“ Der Schwerpunkt ruhte auf der ersten. 
Bei Lösung dieser Aufgabe mußte Grundsatz sein: Stets mit dem 
geringsten Kraftverbrauch den grösßtten Erfolg zu erzielen. Es war an- 
zustreben, daß jede Kraft, soweit irgend durchführbar, auf den Platz 
gestellt wurde, an dem sie das Höchste zu leisten vermochte. 
Die Ersatzfrage wurde mit der Dauer des Krieges immer bren- 
nender, sie bekam einen Umfang, den man nicht vorhergesehen hatte 
und auch nicht vorhersehen konnte, denn Menschen waren das einzige 
„Kriegsmittel“, für das in kurzer Zeit Ersatz zu schaffen unmöglich 
war. Demgemäß hatte sich auch die Organisation im Kriegsministerium 
allmählich entwickelt. 
Im ersten Teil des Krieges forderte die Armeeabteilung (A 1) 
die für das Heer notwendigen Ersatzmannschaften bei der Ersatzabtei- 
lung (C 1) an, die der Forderung durch Heranziehung der planmäßig 
dazu heranstehenden Wehrpflichtigen zu entsprechen suchte. Diese ge- 
nügten aber nicht, es mußte auf die Jurückgestellten zurückgegriffen 
werden, deren Freimachung in das Gebiet der A 2 (8) 1) fiel, die an- 
1) Referat für Zurückstellungen, anfangs (als Teil der früheren Fabriken-= 
abteilung) B 5 (8), später, aus weiter unten geschilderten organisatorischen Gründen 
A (8) genannt. Es stand unter dem Referenten, Kaufmann Sichler (8) (vgl. S. 101). 
  
 
	        
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