Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

Die Arbeiterfrage 81 
fangs nur Zurückstellungen, dann aber die Gewinnung von Arbeits- 
kräften bearbeitete. Außerdem waren bei der Bearbeitung des Ersatz- 
geschäftes die Abteilungen für Aus= und Einfuhr, für Kriegsbeschädigte 
und Gefangene, für allgemeine Arbeiterfragen, sowie die Beschaffungs- 
ämter beteiligt. 
Dieser vielköpfige Apparat mußte Hemmnisse im Betriebe ver- 
ursachen, eine Vereinheitlichung wurde dringend notwendig. Es ent- 
stand die C 1 b unter Oberst Ritter und Edler von Braun, Haupt- 
referent für Arbeiterfragen Herr Sichler. Sie bearbeitete den gesamten 
Ersatz, ausschließlich Gefangene und Kriegsbeschädigte. A 1 forderte 
bei ihr den Bedarf für das Heer an. 
Hiermit war viel, aber nicht alles erreicht. Das Departement 
mußte sich von der Arbeiterfrage ausgehend mit allen wirtschaftlichen 
Notwendigkeiten bis zum Valutaproblem einerseits und der Volksküchen- 
frage andererseits befassen; Volk und Heer, Volkswirtschaft, Kriegs- 
wirtschaft, Heeresersatz, Materialbeschaffung, Gefangenen= und Kriegs- 
beschädigtenfrage hingen so eng zusammen, daß sie nur von einer, 
alles überblickenden Stelle aus geleitet und gelöst werden konnten. Diese 
Stelle konnte nur das Allgemeine Kriegsdepartement sein, und bei ihm 
in erster Linie die Abteilung O 1 b. Eine Trennmung von ihm, be- 
sonders von der Armee-Abteilung (A 1), in Gestalt eines neuen Departe- 
ments mußte zu unübersehbaren Friktionen führen. 
Ein Versuch des Departements, zunächst die zu anderen Departe- 
ments gehörenden Referate für Kriegsbeschädigte, feindliche Auslän- 
der, Gefangene der C1b anzugliedern, stieß innerhalb des Kriegs- 
ministeriums auf Schwierigkeiten. Als sie beseitigt waren und die 
neue Organisation feststand, trat das Kriegsamt in Erscheinung. 
Bevor ich auf die einzelnen Phasen der Ersatzfrage nach militäri- 
schen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten eingehe, erscheint es mir not- 
wendig, einen Blick auf die Arbeiterfrage im allgemeinen zu werfen. 
Die staatliche Gesetzgebung und Verwaltung hatte sich der Arbeiter- 
bewegung gegenüber vor dem Kriege mehr oder weniger passiv ver- 
halten. In gewissen Kreisen, die sich nicht nur auf die Arbeitgeber be- 
schränkten, wurde den Arbeiterorganisationen nicht gerade übergroßes 
Wohlwollen entgegengebracht. 
Es konnte daher nicht befremden, wenn die organisierte Arbeiter- 
schaft auch ihrerseits dem Staate und der Gesellschaft mit nicht eben 
Wesberg, Deer und Helmat 6
	        
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