98 Fünftes Kapitel
Hindenburg-Programms die Steigerung der Munitionsfertigung ver-
zögern, den Zeitpunkt der Erreichung des 8000= und 10 000 t-Pro-
grammos des Kriegsministeriums hinausschieben würde. Jeder Zweifel an
der Richtigkeit dieser Anschauung mußte in Ansehung der traurigen Lage
unserer Transportmittel, die sich schon im Herbst 1916 zeigte, schwinden.
Die Schwierigkeiten bei Ausführung des Hindenburg-Programms
stiegen ungeheuer.
Der Verbrauch an Menschen und Rohstoffen für Bauzwecke ver-
ringerte die laufende Produktion. Die Oberste Heeresleitung sah sich
daher im Februar 1917 gezwungen, ihre Richtlinien für die nächste Zeit
zu ändern. Sie erklärte es für wichtiger, in wenigen Monaten das
1½ fache der jetzigen Munitionsleistung zu erreichen, als im Spätjahr
das Vollprogramm durchzuführen. Sie riet deshalb, in erster Linie die
vorhandenen Anlagen durch vollen Betrieb auszunutzen und die Neu-
bauten in 3 Klassen zu trennen, um zunächst die im Frühjahr 1017,
demnächst die im Sommer oder Herbst 1917 in Betrieb kommenden
fertigzustellen, die erst 1918 fertigwerdenden aber vorläufig ganz zu-
rückzustellen. Die Oberste Heeresleitung machte sich damit das alte
Programm des Kriegsministeriums (stufenweise Steigerung) wieder
zu eigen, das bereits Ende 1915 und im Sommer 1915 eine Stei-
gerung der Munitionsfertigung von 6000, 8000 und 10 000 t monatlich
angeordnet hatte. Dazu war es aber nun zu spät. Die gewünschte
Trennung ließ sich zum größten Teil nicht mehr durchführen.
Über das 10000 t-Munitionsprogramm des Kriegsministeriums
hinaus sind mit Hilfe der aufgenommenen Ammonpulderfertigung fast
14000 t Pulver monatlich erzeugt worden, die mit den Vorräten von
Geschossen und Zündern vorübergehend zu fertigen Munitionszügen
umgesetzt werden konnten. Die Neufertigung von Geschossen konnte
aber mit der Pulverfertigung nicht Schritt halten. Es zeigte sich,
daß sie infolge Stahlmangels in dem vom Kriegsministerium im Juli
1916 aufgestellten 10000 t-Programm ihre Begrenzung fand.
Die Schwierigkeiten der Munitionsfertigung häuften sich von Tag
zu Tag. Ihre Bewältigung war vielfach nur auf Kosten der Geschütz-
leistung und -wirkung möglich. Den größten Einfluß hatte die Roh-
stofflage, auf die ich schon an anderer Stelle eingegangen bin. Sie
war nicht zu umgehen. Eine weitere Schwierigkeit lag in der überaus
großen Zahl der im Felde verwandten Geschützarten. Im August 1914