102 Sechstes Kapitel
schaffen. Alles darüber hinaus Erforderliche beschaffte das Ingenieur-
Komitee, das für diese neue Tätigkeit, die bald das gesamte heimische
Wirtschaftsgebiet berührte, in keiner Weise eingerichtet sein konnte.
Der bei weitem größte Teil der dem Ingenieur-Komitee im Frieden
angehörigen Offiziere usw. war bei der Mobilmachung ins Feld gerückt,
so daß diese Behörde bei Kriegsbeginn im ganzen nur aus zehn Köpfen
bestand. Hilfskräfte aus dem inaktiven und Beurlaubtenstand mußten
herangezogen werden und sich in dem ungewohnten Gebiet erst ein-
arbeiten. Ihre Zahl war im Jahre 1916 schon auf 000 angewachsen.
Wiederholt mußten dem Ingenieur-Komitee und den Pionierparks ein-
gearbeitete Kräfte entzogen werden, da die Front alle Kriegsver-
wendungsfähigen in Anspruch nahm. Das Einarbeiten des Ersatzes
erschwerte die an sich schon schwierige Arbeit. Daß bei der im ganzen
gewaltigen und hervorragenden Leistung auch Mißgriffe vorkamen, war
unausbleiblich. Unter dem Druck des dringenden Bedarfs der Front
mußte oft zu hohen Preisen gekauft werden, was zu bekommen war.
1915 wurden daher dem Ingenieur-Komitee besondere, durch ihren
Beruf geeignete Industriereferenten angegliedert, die über die Leistungs-
fähigkeit und den Grad der Beschäftigung der Industrie Ermittelungen
anstellten und so für zweckmäßige Verteilung der Aufträge sorgten.
Staatliche Fabriken, wie z. B. für Waffen und Munition, waren nicht
vorhanden. "
Die geschaffene Organisation genügte zunächst. Bald aber häuften
sich die Schwierigkeiten. Die durch die Blockade verursachte wirtschaft-
liche Notlage begann sich fühlbar zu machen. Rohstoffe und Arbeits-
kräfte fehlten. Die Industrie hatte in steigendem Maße Waffen, Muni-
tion und Ausrüstung für das Feldheer und die vielen Neuformationen
herzustellen. Ein und dieselben Rohstoffe und Fabriken wurden häufig
für mehrere Zweige der Heeresrüstung gleichzeitig in Anspruch ge-
nommen. In dem Bestreben, ihren Bedarf ausreichend und schnell
zu decken, glaubten die Heeresverbände, besser zum giel zu gelangen,
wenn sie ihr Pioniergerät unmittelbar aus der heimischen Industrie
bezogen, was die vom K.M. und den übrigen heimatlichen Behörden
getroffenen Maßnahmen empfindlich störte und teils gar nicht, teils
verspätet zur Kenntnis des K. M. gelangte. Es kam hinzu, daß der
Bedarf des Heeres wechselte, oft sprunghaft in die Höhe ging, da
Heeresteile in dem begreiflichen Wunsch, sich möglichst gut zu versorgen