Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Technik 115 
daß im allgemeinen neue technische Forderungen der Truppe schnell- 
stens erfüllt wurden, und daß es gelang, trotz der nur kurzen zur 
Verfügung stehenden Zeit, Konstruktionen zu finden, die völlig be- 
friedigten. In allen Punkten vollkommene Gegenstände gleich beim 
ersten Male herauszubringen, ist ausgeschlossen. 
Auch unsere Erfolge beim Artillerie-Kraftzug, bei den Geschütz- 
konstruktionen, Bohrgerät, Pioniergerät verschiedener Art usw. waren 
derart, daß zunächst der Gegner nichts Gleichartiges aufweisen konnte. 
Teilweise fehlte überhaupt bei ihm auf diesem Gebiet jegliche Rüstung. 
Er mußte erst von uns lernen und hat unseren Höhepunkt auf vielen 
Gebieten nie erreicht. 
Mit Recht kann man daher sagen, Deutschland ist hinsichtlich der 
Leistungen auf kriegstechnischem Gebiet dem Gegner ebenbürtig ge- 
blieben, auf vielen Einzelgebteten hat Deutschland geführt oder große 
überlegenheit gezeigt. 
Es ist auch behauptet worden, daß im Offizierskorps geringes 
Verständnis und Interesse für Technik geherrscht habe. Der Vorwurf 
entbehrt jeder Begründung. In Jukunft muß allerdings der Technik 
ein breiterer Raum beim Bildungswesen eingeräumt werden. 6 
Zwar kann der Offizier nie technischer Sachverständiger im wei- 
testen Sinne werden, wohl aber besteht die Möglichkeit, einzelnen Offi- 
zieren bei genügend technischer Veranlagung eine Ausbildung zu geben, 
die sie den Jivilingenieuren gleichstellt. Daß im freien Wettbewerb 
der Industrie die Leistungen der Ziviltechniker und Ingenieure im all- 
gemeinen überlegen sein müssen, ist selbstverständlich. 
Aus diesem Grunde darf auch von den Offizieren der militärischen 
Prüfungsbehörden nicht verlangt werden, daß sie selbst konstruieren. 
Immerhin muß der Offizier der Prüfungsbehörden eingehende tech- 
nische Kenntnisse besitzen, denn die Offiziere müssen den Ingenieuren 
von Konstruktionsbehörden und Fabriken konstruktive Aufgaben stellen 
und alle konstruktiven Möglichkeiten beurteilen können. Über diese Auf- 
gaben der Offiziere der Prüfungsbehörden wird später noch gesprochen. 
Ein Nachteil in der Organisation des Prüfungswesens war, daß 
jede Waffe ihre eigene Prüfungsbehörde hatte, wodurch die tüchtigsten 
Kräfte nicht für das Ganze ausgenutzt werden konnten und häufig Zeit 
und Kräfte raubende Parallelarbeit entstanden ist. Auch die Zusam- 
menarbeit der verschiedenen Prüfungsbehörden ließ viel vermissen. Um 
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