Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

118 Achtes Kapitel 
Die Prüfung und Beurteilung von Konstruktionen bedarf bei ein- 
gehender Arbeit stets längerer Zeit. Bei der großen Zahl der im Kriege 
erforderlichen Versuche auf verschiedenstem Gebiete und den nur be- 
schränkt zur Verfügung stehenden Versuchsstellen und Versuchsplätzen 
wurde dem Grundsatz Rechnung getragen, wenn erforderlich, die weniger 
wichtigen Versuche zugunsten anderer besonders eiliger zurückzustellen. 
In solchen Fällen ist es wohl möglich, daß zuweilen eine auffallend 
lange Zeit für die Erledigung eines Auftrages in Anspruch genommen 
wurde, denn trotz des hohen Personalstandes und der unermüdlichen, 
mit wenig Dank gelohnten Arbeit waren die gestellten Aufgaben über- 
wältigend groß. Sobald berechtigte Klagen über schleppenden Ge- 
schäftsgang vorlagen, wurde ihnen selbstverständlich abgeholfen. 
Zu der verschiedentlich aufgestellten Behauptung, daß „piele tech- 
nische Fortschritte vielleicht schon im Frieden hätten erreicht werden 
können“, und daß „Wünsche und Forderungen der für die Ausrüstung 
des Heeres verantwortlichen Dienststellen nicht erfüllt wurden“, ist 
folgendes zu sagen: 
Für die Bereitstellung der Mittel hat das Kriegsministerium getan, 
was möglich war. Es ist offenbar nicht in vollem Maße bekannt, 
inwieweit der Heeresverwaltung Grenzen gezogen waren, die die Auf- 
bringung der Geldmittel bedingte. Welche schweren Kämpfe das Kriegs- 
ministerium durchfechten mußte, um bei den Finanzstellen des Reiches 
und dem Parlament das Allernotwendigste bewilligt zu erhalten, ist der 
Alwgemeinheit fast ganz verborgen geblieben. 
Es ist durchaus falsch, etwa zu behaupten, daß das Kriegsmini- 
sterium dem Generalstab nicht den nötigen Einfluß auf die Vorberei- 
tungen eingeräumt hätte. Gerade der Umstand, daß dem Generalstab 
die Beobachtung der fremden Heere oblag, zwang dazu, ihn zu Rate zu 
ziehen. Auch haben beim Kriegsministerium niemals Zweifel bestanden, 
daß die dem Generalstab obliegende Aufgabe der Truppenführung 
diesen nicht nur berechtigte, sondern auch verpflichtete, aus eigener 
Initiative das zu fordern, was er zur Erzielung des Erfolges für ge- 
boten erachtete, namentlich in Hinblick auf die Vorbereitungen unserer 
voraussichtlichen Gegner. Tatsächlich haben auch Kriegsministerium 
und Generalstab in diesen Dingen Hand in Hand gearbeitet, wobei 
natürlich immer letzten Endes die Geldfrage Schranken setzte. 
Es kann mit gutem Gewissen gesagt werden, daß die Vorberei-
	        
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