11.
Das militärische Transportwesen
Man muß den Geist der Nation kennen
und muß wissen, wozu sie fähig ist, und wie
weit man sich in Unternehmungen wagen kann,
wenn man sie gegen den Feind führt.
Friedrich der Große
Im Jahre 1918 galt es nochmals, alles daran zu setzen, um das
Heer so stark als nur irgend möglich zu machen. Nach menschlicher
Berechnung mußte dieses Jahr die Entscheidung bringen.
Die schwerwiegendste Frage war die des Ersatzes; aber ihre Bear-
beitung hatte man ja dem Departement genommen, das nun nichts
weiter tun konnte, als die Forderungen der O. H. L. beim Kriegsamt
und dem Kriegsminister zu unterstützen.
Die Vorträge bei diesem verliefen meist derart, daß das Departe-
ment auf Grund der Gefechtsstärken des Feldheeres zahlenmäßig die
Notwendigkeit des von der O. H.#. geforderten Ersatzes nachwies; daß
dann das Kriegsamt ebenso zahlenmäßig die Nichtausführbarkeit dieser
Forderung ohne Beeinträchtigung der Beschaffung des Kriegsmaterials
darlegte. Der Kriegsminister entschied gewöhnlich folgendermaßen: Beim
Vorliegen einer äußersten Notlage würde er selbstverständlich unter
Hintansetzung jeder anderen Forderung befehlen, den notwendigen Er-
satz freizumachen. Da aber eine solche Lage nicht bestände, und die
O. H.#. auf eine Verringerung der Materialbeschaffung nicht eingehen
wolle, bliebe nichts anderes übrig, als möglichst viel Ersatz zusammen-
zubringen, ohne den Nachschub an Kriegsmaterial zu schädigen.
Wie versucht wurde, zu einer annehmbaren Lösung zu kommen,
ist an anderer Stelle ausgeführt 7).
Sehr bedauerlich war, daß noch immer Leute aus dem Heere für
besondere Zwecke freigegeben wurden. So wurde mit der einen Hand
gegeben, mit der anderen genommen. Die Stärken des Feldheeres
hoben sich dadurch natürlich nicht.
1) Vgl. Band II meiner Erinnerungen, „Heer und Heimat“.
Wrisberg, Wehr und Waffen 10