Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

2. 
Die Feldartillerie und die Flugabwehr 
Die Schwierigkeiten müssen eher den Mut an- 
feuern, als abschrecken. Friedrich der Große 
A. Die Bewaffnung 
Die Feldartillerie hatte 2 Geschützarten: die Feldkanone 96 n./U. 
und die leichte Feldhaubitze 98/00. 
Ganz allgemein — auch in weiten militärischen Kreisen — wird 
der Vorwurf erhoben, daß die deutsche Feldartillerie schlechter bewaffnet 
war als die feindliche — insbesondere die französische — Feldartillerie 
mit der Begründung, daß die Feldkanone 96 n./A. eine wesentlich ge- 
ringere Schußweite als die französische Feldkanone (canon de 75 D. R. 
de campagne modele 1897) hatte. Letztere Behauptung trifft nur be- 
dingt zu. 
Die Bewaffnung der deutschen Feldartillerie war der französischen 
überlegen und auch die Feldkanone 96 n./A. war der franz. Feldkanone 
im großen und ganzen ebenbürtig. Da die Beurteilung beider Feld- 
kanonen zur Zeit ein breiteres Interesse für die Geschichte des Krieges 
hat, soll auf beide Geschütze näher eingegangen werden. 
Zunächst darf bei einem Vergleich der deutschen und französischen 
Feldkanonen nicht vergessen werden, daß die deutsche Feldartillerie zu 
etwa ½ ihrer Gesamtstärke mit l. F.-H. 98/00 bewaffnet war und 
das deutsche Feldheer außerdem planmäßig über eine beträchtliche schwere 
Artillerie des Feldheeres verfügte, während die franz. Feldarmee — ab- 
gesehen von wenigen Rimailho-Haubitzen — nur die Canon de 75 hatte. 
Für die Beurteilung und die Aufgaben der beiden Geschütze sind allein 
bierdurch verschiedene Voraussetzungen gegeben. 
Die Beurteilung der Konstruktion jeder Waffe verlangt, daß in 
erster Linie die taktischen Forderungen, die an sie gestellt werden und 
die von ihr im Rahmen der anderen Waffen erfüllt werden müssen, 
betrachtet werden. 
Abgesehen von der verschiedenen Zusammensetzung der Artillerie
	        
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