Geschützfertigung 17
immer mehr mit der Fertigung schwerer Geschütze und von Flugabwehr-
kanonen in Anspruch genommen werden mußte und daher nur wenige
Feldgeschütze fertigen konnte. 1
Es mußten neue Fabriken, die bisher Geschütze nicht gefertigt
hatten, für die Herstellung leichter Geschütze gewonnen werden. In der
Hauptsache waren dies Hentschel, Borsig, Hanomag (Hannover), Hart-
mann--Chemnitz und Thyssen. Da diesen Fabriken jede Erfahrung in
der Fertigung von Geschützen fehlte, dauerte es naturgemäß lange, bis
die Fertigung bei ihnen voll in Gang gekommen war. Bis zum Ende
des Jahres 1915 war die monatliche Fertigung trotzdem auf 480 Ge-
schütze gestiegen.
Im Frühjahr 1016 stieg mit den heftigen Kämpfen an der West-
front der Verbrauch an Geschützen und Gerät bedeutend. Es war klar
zu erkennen, daß die weiteren Kämpfe an Heftigkeit immer mehr zu-
nehmen würden und dementsprechend der Verbrauch anwachsen mußte.
Auch größere Verluste an den Feind traten vereinzelt ein und mit wei-
teren Neuaufstellungen war zu rechnen. Obwohl ein wirklicher Mangel
noch nicht eingetreten war — im Mai 10916 waren außer der laufenden
monatlichen Fertigung von über 600 Rohren und Lafetten noch über
300 Geschütze vorrätig —, schritt das A.D. zu durchgreifenden Maß-
nahmen, um unter allen Umständen die höchsten Anforderungen an
Gerät erfüllen zu können. Zu diesem Zwecke wurden die Fabriken, die
die Geschützfertigung bereits ausgenommen hatten, bedeutend erweitert,
neue Firmen wurden zugezogen und die Arbeitsleistung mit allen Mit-
teln gesteigert. Schließlich waren an der Geschützfertigung beteiligt für:
ganze Geschütze und Rohre 25 Fabriken,
Halbfabrikate für Lafetten 403 Fabriken,
Halbfabrikate für Rohre 45 Fabriken,
Fahrzeuge 40 Fabriken.
Nach dem eingeleiteten Fertigungsprogramm sollte die Fertigung zunächst
auf monatlich 1500 Geschütze, im Laufe des Jahres 1917 auf 2000
Geschütze gesteigert werden. Gleichzeitig mußten die Schwierigkeiten
überwunden werden, die aus der Umstellung der Fertigung auf die neu
eingeführten Feldgeschütze 16 sich ergaben.
Als das Hindenburgprogramm im Herbst 1916 aufgestellt wurde,
war die vom A.D. veranlaßte Steigerung der Fertigung bereits in
vollem Gange. Dies muß ich ganz besonders betonen.
Wrisberg, Wehr und Waffen 2