Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Anlage 2 287 
und der dadurch gesteigerten Bedeutung des Sperrfeuers eine kritische 
Mun.-Lage ein, so war diese doch nur die Folge der früheren For- 
derungen der O. H. 2., die auf Grund zweijähriger Kriegserfahrungen 
bis dahin dauernd nur die Hälfte an Feldartl.-Mun. von der heutigen 
Lieferung für nötig hielt und sich entsprechende Reserven gebildet hatte. 
Es ist doch nicht von der Hand zu weisen, daß auch die O. H. L durch 
den plötzlich eingetretenen großen Munitionsbedarf für die Feldartl. 
überrascht worden ist, der in Widerspruch zu ihren früheren For- 
derungen steht. Nur so vermag ich den Vermerk des Herrn Ersten 
Generalquartiermeisters: 
„Wozu denn sonst die plötzliche so vermehrte Munitionserzeugung, 
wenn vorher alles dagewesen wäre.“ zu verstehen. Die Gesamter- 
zeugung von Munition ist nicht plötzlich so vermehrt worden. Sie 
hat vielmehr — wie vorstehend bewiesen — dauernd stattgefunden und 
die jetzt von der O. H.L. verlangte Vermehrung stellt nicht das Doppelte 
der gesamten angeforderten Munitions-Erzeugung — wie den Indu- 
strievertretern gesagt worden ist —, sondern nur 1/6 des gesamten Pro- 
gramms d. h. 16,60% dar. 
Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, daß, als Euere 
Exzellenz bald nach Übernahme der neuen Geschäfte die Forderung 
nach Verdoppelung der Munition stellten, Euere Exzellenz 
über die Tatsache, daß hiervon schon 2/3 von langer Hand durch die 
Maßnahme des K.M. im Werden war und schon zu fließen angefangen 
hatte, nicht voll unterrichtet worden sind. 
Da in der vertraulichen Besprechung des Vertrauensausschusses 
des Reichstages u. a. auch vom Abg. Stresemann mit Bezug auf 
Klagen maßgebender Kreise der O. H. L. Anklage gegen das K.M. 
über den Munitionsmangel erhoben ist, habe ich zum Schutze des K. M. 
den Vertretern des deutschen Volkes von den geschichtlichen Tatsachen, 
wie vorstehend ausgeführt, volle Kenntnis gegeben. 
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Durchführung des erhöhten 
Munitionsprogramms trotz lebhafter entgegengesetzter Anträge des Mi- 
nisters für Landwirtschaft, des Reichstages und hervorragender Ver- 
treter der Landwirtschaft erfolgt ist, die wiederholt ihre ernsten Sorgen 
für die Frühjahrs= und Herbstbestellungen bei der fortgesetzten Stick- 
stoffentziehung zum Ausdruck gebracht haben. Der Landwirtschaft 
konnten im Jahre 1915 nur rund 30% , im Jahre 1916 rund 50%
	        
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