Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

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C. Die Munition 
Die Munition der Feldgeschütze bei Beginn des Krieges entsprach 
den höchsten Forderungen, die an die Konstruktion gestellt werden 
konnten. Jedes der beiden Geschütze hatte nur eine Munitionsart, die 
alle geforderten Wirkungsmäöglichkeiten in sich vereinigte. Hierdurch 
waren die denkbar einfachsten Verhältnisse für den Gebrauch der Muni- 
tion durch die Truppe und für den Munitionsnachschub geschaffen. 
Die Feldkanone war mit dem Feldkanonengeschoß 11, das 
Granate und Schrapnell in sich vereinigte und einen sprengkräftigen 
Doppelzünder — für Aufschlag, Granat-Brennzünder= und Schrap- 
nell-Brennzünderwirkung — hatte, also mit einem Einheitsgeschoß, 
das in allen modernen Armeen vor dem Kriege angestrebt wurde, aus- 
gestattet. Daneben war für die Feldkanone noch das Schrapnell 96 und 
die Granate 96 in den Kriegsbeständen. 
Die leichte Feldhaubitze hatte ebenfalls ein Einheitsgeschoß, 
das Feldhaubitzgeschoß 05, dessen Zünder, der Haubitzzünder 05, ein 
sprengkräftiger Dreifachzünder mit ein= und ausschaltbarer Verzögerung, 
vier verschiedene Wirkungsarten ermöglichte, und zwar: Aufschlagzün- 
dung ohne Verzögerung, Aufschlagzündung mit Verzögerung, Granat- 
Brennzündung, Schrapnell-Brennzündung. 
Die Ladung der Feldkanone 96 n./A. bestand aus Nitrozellulose- 
pulver, bei dem durch Zusätze Mündungsfeuer und Raucherscheinung 
auf ein Mindestmaß herabgesetzt war. Die Ladung war in einer Messing- 
hülse (Patronenhülse mit Zündhütchen) eingebracht, die mit dem Ge- 
schoß zur Patrone verbunden war. 
Die l.F. H. 98/00 hatte 6 Teilladungen aus Nitroglyzerinpulver 
in einer Kartuschhülse aus Messing mit Zündhütchen. 
Die Munition der Feldgeschütze war nicht nur konstruktiv hoch 
entwickelt, sie war auch insofern der Munition der feindlichen Feld- 
artillerie überlegen, als sie — mit Ausnahme des Schrapnells 96 — 
nur aus Brisanz-Munition bestand. Frankreich hatte vor dem Kriege 
dagegen in seiner Munitionsausstattung nur einen kleinen Teil Brisanz- 
Granaten. Die Granate war ballistisch vom Schrapnell durch wesentlich 
leichteres Gewicht völlig verschieden und hatte den Nachteil, daß sie 
nur einen Aufschlagzünder hatte, der aus Sicherheitsgründen erst in 
der Feuerstellung aufgesetzt werden durfte.
	        
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