24 Zweites Kapitel
3. Neue Forderungen an die Wirkung.
War es schon schwer, den Ausgleich zwischen Massenfertigung,
Rohstoffmangel und Wirkung durch entsprechende Konstruktionen von
Geschossen, Zündern, Sprengstoffen, Pulvern pp. herzustellen, so ver-
vielfachten sich diese Schwierigkeiten durch die Notwendigkeit, die
Wirkung der Munition, sowohl die Wirkung des Einzelgeschosses wie
die Schußweiten, wesentlich gegenüber der Friedensmunition zu steigern.
Das K.M. war aber stets bestrebt, dem Heere nicht nur die nötigen
Mengen, sondern vor allen Dingen auch die beste und wirkungs-
vollste Munition zu geben. Die Schwierigkeiten mußten überwunden
werden.
Die konstruktive Entwicklung der Munition der Feldgeschütze im
Kriege wurde in erster Linie durch die Forderung nach größerer Stei-
gerung der Granatwirkung beeinflußt. Mit dem Beginn des Stellungs-
krieges trat die Wirkung des Schrapnells in den Hintergrund, die
Granatwirkung weitaus an erste Stelle, bis sie in den letzten Jahren des
Krieges ihre führende Rolle zum Teil an die Gaswirkung abtreten
mußte.
Die Forderung nach größter Steigerung der Granatwirkung konnte
ein Einheitsgeschoß niemals erfüllen, da jedes Einheitsgeschoß im Prin-
zip durch die Vereinigung von Schrapnell und Granate zugunsten ein-
fachster Munitionsausrüstung sowohl in der Granat= wie in der Schrap-
nellwirkung begrenzt ist und nie einer reinen hochwertigen Granate an
Wirkung gleichkommen kann. Es war auch aus diesem Grunde nötig,
vom Einheitsgeschoß abzugehen und wieder getrennte Granaten und
Schrapnells einzuführen. Für die Haubitze war schon im Frieden
eime hochwertige Granate konstruiert worden, da man die brisante
Wirkung des Haubitzgeschosses 05 gegen widerstandsfähige Ziele nicht
für völlig ausreichend hielt. Diese Granate, die, um eine große Spreng-
ladung fassen zu können, verhältnismäßig lang war, wurde auch im
Dezember 14 eingeführt, später erhielt sie die Bezeichnung lange Feld-
haubitzgranate (l. F. H.-Gr.). Die Fertigungs= und Rohstofflage ge-
stattete jedoch zunächst nur einen kleinen Teil des Bedarfs an Gra-
naten für die l.F.H. als l. F. H.-Gr. zu fertigen; in größerem Umfange
mußten noch lange Zeit die H.-Gr. 14 und H.-Gr. 15 mitverwendet
werden.
Die Schrapnellwirkung des H.-Gesch. 05 war an sich ausreichend.