3.
Die schwere und schwerste Artillerie
Um einen gescheiten Entschluß zu fassen,
muß man sich nicht übereilen.
Friedrich der Große
A. Die Bewaffnung
Entsprechend den ihr im neuzeitigen Feldkrieg zufallenden Haupt-
aufgaben, wie Niederkämpfung von Artillerie und Zerstörung feld-
mäßiger Eindeckungen aller Art, war die schwere Artillerie des Feld-
heeres mit einem mittleren und einem schweren Steilfeuergeschütz von
guter Beweglichkeit und Wirkung und zwar in ihrer Hauptmasse mit
schweren F. H. (15 em) und etwa zu 1/, mit Mörsern (21 em) aus-
gestattet. Die Haubitzbataillone führten bei Kriegsausbruch allgemein
die s. F. H. 02 und den zweiteiligen, gepanzerten schweren F. H.-Muni-
tionswagen. Mit der neuen s.F. H. 13, deren Erprobung eben abge-
schlossen war, ging ein Bataillon ins Feld. Die Mörserbataillone
waren mit dem neuzeitigen Mörser und dem Fußa.-Munitionswagen 02
ausgerüstet.
Die s.F. H.02, das erste Rohrrücklaufgeschütz unserer deutschen
Artillerie, stand im allgemeinen trotz der schon um 12 Jahre zurück-
liegenden Einführung technisch noch auf der Höhe und entsprach in
Schußweite, Wirkung, Feuergeschwindigkeit und Beweglichkeit neuzei-
tigen Forderungen. Zweifellos war sie den feindlichen Geschützen gleicher
Art überlegen und zudem durch eine straffe eingehende Friedensaus-
bildung Führer und Mann wohl vertraut und bei der Truppe sehr be-
liebt. Das Fehlen des Schildschutzes, dessen nachträgliche Anbringung
wegen zu hohen Gewichts und Platzmangels unzweckmäßig erschien,
wurde durch die Ausrüstung mit dem s.F. H.-Munitionswagen, der durch
die Panzerung und den Deckelschild seines Hinterwagens der Bedienung
ausreichenden Schutz bot, ausgeglichen. Bei einem Fahrzeuggewicht
von 2710 kg konnte das Geschütz mit dem sechsspännigen schweren Zug
allen Bewegungen des Feldheeres auch im schwierigen Gelände mit aus-
reichender Geschwindigkeit folgen.