Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Der 21 cm-Mörser 45 
Bei mäßigem Gewichtszuwachs erzielte die s.F. H.13 gegenüber 
der s. F. H.02 mit einer Höchstschußweite von 8500 m eine Schußweiten= 
steigerung von 1000 m. Dieser Erfolg fand jedoch insofern eine gewisse 
Einschränkung, als die höchste (7.) Ladung wegen der hohen Bean- 
spruchung von Geschütz und Geschoß nur als Ausnahmeladung zu- 
gelassen war. 
Der im Jahre 1910 eingeführte Mörser ist wohl das technisch best- 
gelungene Geschütz, das an Leistung und Beweglichkeit bei Kriegsbeginn 
alle gleichartigen Geschütze unserer Gegner weit übertraf. Ein Hauptfort- 
schritt zugunsten der Feuerbereitschaft und Beweglichkeit ist der Wegfall 
der beim 21 cm-Steilfeuer bisher erforderlichen, umständlichen Bettung; 
das 7,3t# schwere Geschütz schießt von seinen stählernen Marschrädern, die 
zur Verbreiterung der Auflageflächen mit abnehmbaren Radgürteln ver- 
sehen sind. Für weichen Boden sind außerdem noch Rohrmatten als 
Unterlagen vorgesehen. Als Vorholeinrichtung ist zum erstenmal bei 
der deutschen Artillerie ein einfacher Luftvorholer angenommen, der zur 
Erzielung einer möglichst niedrigen Feuerhöhe mit den beiden Brems- 
zylindern über dem Rohr liegt und durch eine Stahlhaube gegen Schrap- 
nellwirkung und leichte Sprengstücke geschützt ist. Das Geschütz hat als 
Neuerungen außerdem den mehrteiligen Schildschutz, die schwenkbare 
Oberlafette und die unabhängige Visiereinrichtung in Gestalt einer Zeiger- 
zieleinrichtung mit Trommelaufsatz und Rundblickfernrohr. Die Teilung 
in zwei Marschlasten, Rohr= und Lafettenfahrzeug, und die Ausrüstung 
der Lafette mit Radgürteln sicherte dem Geschütz mit dem Pferdezug 
eine gute Beweglichkeit, die sich auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen 
in der Folge auch glänzend bewährte. Als neuartig sind noch die Stahl- 
räder zu erwähnen, die bei etwa gleichem Gewicht sich an Widerstands- 
fähigkeit gegen Fahr= und insbesondere Schießgebrauch den Holzrädern 
weit überlegen zeigten. 
An neuzeitigen mittleren Flachfeuergeschützen von 10—15 cm 
Rohrweite einschl. war bei Kriegsbeginn die 10 cm-K.O4, 13 cm-K. und 
die 15 cm-K.i. S. 2 vorhanden. Die Erprobung der neuen 10 cm-K. 14 
hatte gerade ihren Abschluß gefunden. Die genannten Geschütze waren 
zunächst nicht für die Verbände der schweren Artillerie des Feldheeres, 
sonderen entsprechend der beabsichtigten Verwendung als gut bewegliches 
Belagerungs= und Festungsgerät für bespannte Reserve= und andere 
Sonderformationen der Fußa. vorgesehen.
	        
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