54 Drittes Kapitel
Die Vorräte wollte das Kriegsministerium im Frieden grund-
sätzlich auf 25%%% der an der Front einzusetzenden Geschütze bringen, hatte
jedoch diese Vorräte in den Jahren 1912 und 1913 bis auf 40 neuzeitige
Geschütze zur Bewaffnung der Neuformationen verwendet. Dies konnte
auch ohne sonderliche Bedenken geschehen, da gerade in jenen Jahren
zwei vortreffliche, ganz neue Geschütze: der Mörser und die s.F. H. 13 ein-
geführt und bei Kriegsausbruch in Fertigung waren. Immerhin wuchsen
die Geschützverluste durch feindliches und eigenes Feuer mit dem Ein-
setzen des Stellungskrieges über alles Erwarten an. Die oben erwähnten
Vorräte des Kriegsministeriums, dazu die im Frieden in Auftrag ge-
gebene, gleich bei Kriegsausbruch aufs äußerste beschleunigte Lieferung
an neuesten Geschützen (schon im September 1014 wurden 20 Mörser und
s.F. H. 13 neu abgeliefert) und endlich die planmäßige Neubestellung von
schweren Geschützen gleich bei der Mobilmachung, reichten bis zum Beginn
der Verdun-Schlacht (Anfang 10910) hin, die Jahl der eingesetzten neu-
zeitigen schweren Geschütze auf ihrer anfänglichen Höhe zu halten.
Der Stellungskrieg verlangte aber gebieterisch eine starke Ver-
mehrung der schweren Artillerie an der Front. Noch im Jahre 1914 be-
gann daher der Einsatz erbeuteter schwerer Geschütze aus den franzö-
sischen und belgischen Festungen und älterer deutscher Geschütze aus den
heimischen, nicht mehr bedrohten Festungen. Das Jahr 1915 bringt in-
folge Einsatz der großen russischen Beute eine gewaltige Vermehrung der
Beutegeschütze; noch größer ist diejenige an deutschen schweren Festungs-
geschützen an der Front. Der Beginn der Verdun-Schlacht (Anfang
Februar 1916) sieht die deutsche schwere Artillerie an der Front in
einer gegen Kriegsbeginn mehr als verdoppelten Stärke; ihre Be-
waffnung besteht aber zu ¾ aus älteren deutschen und Beutegeschützen,
nur zu ¼ aus neuzeitigem deutschen Material; neuzeitige schwere Ge-
schütze waren bis dahin nur in geringer Jahl erbeutet worden.
Nunmehr beginnen die seit Kriegsbeginn getroffenen weit
vorausschauenden Maßnahmen des Kriegsministeriums — wieder-
holt erhöhte Geschützbestellungen, und mehrmalige gewaltige Erwei-
terungen der Fabriken für schwere Geschütze — ihre Früchte zu tragen.
Dauert es doch je nach Kaliber des schweren Geschützes etwa 1 ganzes
Jahr vom Augenblick der Bestellung an, bis es kampfbereit dastebt —
so lange währt die Fertigung selbst in völlig eingearbeiteten Betrieben.
In der Schlacht vor Verdun mußte beinahe jedes eingesetzte schwere