60 Drittes Kapitel
mann Baumgart, in dieser Beziehung das überhaupt Mögliche geleistet
zu haben. Daß bei der Ausdehnung der Kämpfe, der Größe der
Verluste, der Verwicklung aller Verhältnisse, der Knappheit aller Roh-
steffe, wie sie tatsächlich eintraten, aber von niemand vorausgesehen
werden konnten, zeitweise Krisen vorkamen, in denen es bald bei dieser,
bald bei jener Geschützart einmal an wichtigen Ersatzteilen und Zube-
hörstücken oder auch an Verbrauchsgegenständen zur Reinigung und
zum Unterhalt mangelte, kann niemand wunder nehmen. Im großen
ganzen wurde aber allen Anforderungen rechtzeitig entsprochen. Die
in Vorstehendem des näheren ausgeführten Tatsachen, daß die deutsche
schwere Artl. im Laufe von 5 schweren Kriegsjahren trotz aller Verluste
zahlenmäßig auf fast das Dreiundeinhalbfache ihrer Ausrückestärke
gebracht, dabei an Schußweite, an Feuergeschwindigkeit, überhaupt an
Kampfkraft der eingesetzten Geschütze ganz wesentlich verbessert, bis
Kriegsschluß auf ihrer Höhe nicht nur erhalten, sondern weiter gehoben
wurde, sprechen für sich. Eine verhältnismäßig geringe, aber doch nicht
ganz unwesentliche Rolle spielen diesen riesigen Leistungen gegenüber
die Forderungen unserer Verbündeten, der Türkei und Bulgariens,
sowie des neutralen Auslandes auf Lieferung von schweren Geschützen
oder ganzen, fertig ausgerüsteten Batterien — Forderungen, denen nach
Möglichkeit entsprochen werden mußte.
Es sei hier nur noch kurz gestreift, daß die monatliche Fertigung
an schweren Geschützen einschließlich der Instandsetzung in den heimischen
Fabriken von 20 im September 1914 auf etwa 60 im September 1915,
über 300 im September 1916, und über 400 von September 1017
bis Kriegsschluß gebracht werden mußte, um neben den erwähnten
Neuaufstellungen die stets steigenden Ersatzforderungen befriedigen zu
können. .
Daneben mußten Hunderte von Batterien für die Verwendung
im Felde hergerichtet werden, die hierfür vor dem Kriege nicht be-
stimmt, sondern nur für die Verwendung in einer heimischen Festung
oder aber, wie die Beutebatterien, meist überhaupt nicht ausgestattet
waren. Sie brauchten Tausende von Protzen, Munitions-, Rohr- und
Beobachtungswagen und sonstigen Fahrzeugen, gewaltige Ergänzungen
und — vor allem die Beutebatterien — oft völlig neue Ausstattungen
mit Richt-, Beobachtungs= und Fernsprechgerät.
Die Forderungen gerade an diesem Gerät überstiegen schon gleich