Full text: Major Menzels Dienstunterricht des deutschen Infanteristen.

Selände und Zurechlsinden. 141 
Das einfachsie Mittel, sich zurechtzufinden, bestebt darin, das man lich bei orts- 
kunvigen Führern erkundigt. Förster, Waldläufer, Briefträger, Boten sind geeignete 
Personen. In Feindesland hat man solche Leute seiten zur Stelle; Wegweiser können 
auch falsch gelellt oder vernichtet sein; da braucht man anvere Mittel. 
Zu solchen gehören die Karten. Es ist von Wichtigkeit, daß der Soldal 
einiges Verständnis für Kartenlesen hat. Siehe nebenstehende Karte. —————— 
Jede Korte zeigt oben nach Norden. Sie ist in einem bestimmten Verhältnis 
zur Nakur (Maßstab) geteichnet. Die Karte des Deutschen Reiches 1 100 00 zeigt 
alle Entfernungen 100.000 mal keiner, als sie in der Wirklichkelt sind. Auf ihr ift 
jeder cm —= 1 km (Kiometer) in der Natur (1 om X 100 000 — 100 000 cm 
= 1000 m = 1 km. Will man vom Bahnhof an der Staot (siehe vie Rarie) 
nach dem Dorf (halbrechts unten) gehen, so mißt man 8 em = 6 km in der 
Natur. Legt man 1 km mit militärischer Marichgeschwinvigkeit in 10 Minuten 
zurück, so ist man in 6 X 10 Minusen, also in einer Stunde, am Dorf. Eine 
Karte muß man aber zu „lesen“ verstehen, d. h. wissen, was die auf ihr dargefiell- 
ten Zeichen (lür Wege, Eisenbahnen, Ortschaften, Wälder usw.) bedeufen. Zur 
Übung hierin dient unsere Karte. Wer sich auf ihr zurechifindet, wird dies auch 
auf fremden Karten nicht allzu schwer fertigbringen. (Französische Karten sind im 
Maßstad 1: 80 000 — 1 cm —= 800 m —, trufüische in 1: 126 000 — I cnm — 
1260 m gefeichnet.) g 
Es kommt beim Kartenlesen zunächst darauf an, den Punkt zu inden, auf 
dem man sich augenblicklich befindet. Wegegabeln, Geländegegenstände wie 
Ortschaften und in diesen Kirchtürme, Mühlen u. dgI. erleichtern das schnelle und 
richtige Halten der Karte. Besitzt man einen Kompaß, 
dessen Nadel bekannilich stets nach Norden zeigt, 
lo hält man den oberen (Nord.) Rand der Karte 
nach der Nadeleichtung. 
Sieht man mit Hilfe des Kompasses nach 
Norden, so ist rechts Osten, kinks Westen, hinien 
Süden (siehe nebenstehende Windrose). Besonvers 
werivoll ist die Benutzung eines Kompasses im 
Walde, in bedecktem Gekände und bei Dunkeiheit. 
Zurechtfinden nach der Uhr (ohne Kompah). 
Hält man die Uhr so, daß der kleine Zeiger in 
Richtung der Sonne steht, so ist Süden genatt in der Mitte zwischen dem kleinen 
Zeiger und der XII, vormitiags nach vorwärts, nachmittags nach rückwärts gelefen. 
Anveare Hilfsmistel: Die Sonne 
  
steht morgens im Osten, mittags im Vord OStern. 
Süden, abends im Westen. Der Nord- % 
stern, den jedes Kind kennt, steht im 4% 
Norden; ihn findel man nach-Aussuchen " 
des Sternbüdes des „grosen Bären“ " 
(l. das Bild). 
Die Wetterseite der Bäume, kenni- 
lich durch gräbere Rinde und Moosan- 
satz, zeigt nach Nordwesten. Alte Dors- 
kirchtütrme stehen meist im Mesten des 
Kirchenbaues. Grabsteine jüdischer Be- 
gräbnisstätten zeigen mit der hebrischen 
Inschrift nach Osten (Sonnenausgang) « - F 
u. dgl. mehr. " — 51 .— . 
Beit Dunkelheit merke man besonderh (— 
sich vom Himmel abhebende Gelände- — 
punkie, einzelne Bäume, Vergkuppen u. dgl. mehr. Das Brechen von Zweigen 
auf Waldwegen, namemtlich an Gabel- und Kreuzpunkten der Wege, das Anbringen 
leuchtender Zeichen (3 B. von Zeitungen) an Bäumen erkteichtert das Wiederfinden 
solcher Stellen. 
   
   
	        
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