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Feldzug in Deutsch-Südwestafrika.
Im Norden der Kolonie Deutsch-Süpwestafrika wohnen die Owambos, die bisher
mit der deutschen Oberherrschaft weniger in Berührung getreten sind, im Süden die
Hottemotten, dazwischen eingeschoben vie Hereros. Letztere, ein ausgesprochenes Hirten-
volk, biwen ven zahlreichsten Stamm. Die Erhallung und Vermehrung ihrer Vieb-
herden beeinflußt ihr ganzes Tun und Treiben. Graufam, habgierig, verschlagen, andrer-
seits aber auch sehr genügsam, sind die Hereros trotz angeborener Schwerfälligkeit ein nicht
zu unterschätzender Feind, wenn es sich um den Kampf um ihr Bieh handelt.
Die Hoitentotten sind anspruchsvoller, leichisinniger, ausdauernder und beweglicher
als die Hereros, gute Schützen und Reiter. Durch jahrelunge Kämpsfe mit diesen waren
ihre kriegerischen Eigenschaften, so tadellose Geländebenutzung, hoch entwickelt.
Nachdem im Jahre 1894 mit Hendrik Witboi, Kapitän ver Witdot-Hottentotten,
ein Friede geschlossen war, glaubte man scheinbare Erfolge erzielt zu haben und die
Kolonisation begann sich wesentlich zu heben. Viehzächter und händler kamen in
das Land, Hajfen und Eisenbahnen wurden gebaut. Militärstationen angelegt. Die
Schutztruppe, gelrennt in Polizei= und in Feldtruppe, bestand 1904 aus rund 770 Köpfen.
Lettere war in vier Kompagnien und eine Bailerte gegliedert. Die Kompagnien lagen
in pier Stabsquartieren, indessen waren sie durch Abkommandierung zahlreicher Mann-
schaften auf kleineren Starkonen sehr geschwächt.
Da erhoben sich Ende 1908 die im äußersten Südosten wohnenden Bondelzwarts-
Hottentotten, die nie als sehr zuverlässig gegolten hatten, Gelegenilich einer angeordneten
Wassenabstempelung und sie erschossen am 25. Oktober den zur Wiederherstellung der
Ordnung erschienenen deutschen Schutztruppenoffizier und zwei seiner Begleiter.
Nun brach der Aufstand allgemein los. Zur Verstärkung der im Süden befind-
lichen deulschen Kräfte wurde auch noch die 2. Feldkompagnie aus Omaruru dahin
beordert. Hendrik Witbol schickte ebenfalls seine Leute den Deutschen zur Hüfe. Schon.
amn 27. Januar 1904 konnte der Gonverneur, Oberst Leutwein, Frieden mit den
Bondelzwarts schließen. Dies war aber auch von besonderer Bedeutung.
Die Entblöhung des Hererolandes von der nach dem Süden abgerückten Schg-
truppe hatie wohl bei einem Teil der Eingeborenen wiederum eine Hoffnung auf #A##l
werfen der deutschen Herrschaft ausleben lassen. Indessen hatten sie ihre innersten
Gedanken so geschickt verborgen, daß der am 12. Jannar 1904 losbrechende Ausstand den
Deutschen doch sehr überraschend kam. An diesem Tage begannen die Hereros im ganzen
mittleren Schutzgebiet alle Weißen, mit Ausnahme der Englänvder, Missionarc und Buren,
äum Teil mit viehischer Grausamkeit, zu ermorden, die Farmen zu plündern und das Vieh
äu stehlen. Wer sich nicht auf vie Stationen zurückzog, war seines Lebens nicht sicher;
aber auch erstere wurden hart bedrängt, besonders Okahandja und Omar#ru.
Die erste Hilfe versuchie Leutnant v. Zülow zu bringen, ver mit ektwa 60 Mann von
Swakopmund in Richtung Otahandja aufbrach und es auch erreichte. Später folgten
Landungsabteilungen von S. M. S. „Habicht“.
Inzwischen hatte dfe im Marsch nach bein Sübden beftudliche 2. Felokompagnie unter
Hauptmonn Franke, sonst in Omaruru in Garnison, Gibeon erreicht, als die Nachricht
vom Auffstand der Hereros bekannt wurde. Die Kompagnie kehrte sofort um und be-
freite nach schweren Gesechten bei Okahandja und Omaruru beide Orte, letzteren am
4. Februar 1904. In 4¼ Tagen legie Kompagnie Franke auf diefem Kriegszuge
380 km bei tagelangem Regen unter gewaltigen Anstrengungen zurück. Aber ihre
Leistungen machten sich bezahlt, die BDahn Swakopnn#nd — Windhut geriet wieder völlig
in deulsche Gewalt und konnte nun instand gesetzt werden, um die erwarteten Ver-
stärkungen von der Küste nach dem Innern zu befördern. Ebenso wie die 2. Kompagnie
kehrten auch nach dem Frieden mit den Bonvdels die dort frei gewordenen Schutztruppen
nach ihren früheren Schußgebieten zurtck. #
Am 9. Februar traf ein deutsches Marine-Expeditionskorps unter Major v. Glase-
napp in Swakopmund ein und wird dem Gouperneur unterstellt. Dieser teilte mm die
Menzet, Vieseunterrscht. II