Full text: Sächsische Volkskunde.

116 Ed. O. Schulze: Verlauf und Formen der Besiedelung des Landes. 
Bei den Rundlingen liegen, wie die Abbildungen 124 u. 125 zeigen, die 
Gehöfte dicht nebeneinander und nach innen verzäunt um einen runden (hufeisen- 
förmigen) Platz, der ursprünglich nur einen schmalen Zugang hatte, und in 
dessen Mitte häufig noch jetzt ein Teich, bezw. der Dorfbrunnen (oft auch 
Kirche, Schule, Schmiede) sich befindet. Die Gras= und Baumgärten hinter 
den Höfen verbreitern sich keilförmig, so daß der ganze Aufriß oft einem Fächer 
nicht unähnlich sieht. Eine Hecke mit Graben schließt ringsum das Ganze ab. 
Bei dem Straßendorf (Fig. 126)liegen die Gehöfte eng aneinander gedrängt 
zu beiden Seiten einer relativ kurzen, geraden Straße. Diese, mehr einem 
schmalen, langgestreckten Platz ähnelnd, ist so breit, daß auf beiden Seiten 
  
Fig. 124. Borthen bei Pirna. Fig. 125. Burgstädtel bei Pirna. 
(Rundling.) (Rundling.) 
vor den Gehöften Wege laufen, die sich an den Enden des Dorfes vereinigen 
und in der Regel in der Mitte durch einen Querweg verbunden sind. 
Zwischen den Wegen liegen Teiche, Grasflächen, Gärten, oft auch Kirche nebst 
Friedhof, Schule, Schmiede und andere Baulichkeiten. Hinter den tiefen 
aber schmalen Gehöften liegen die Gärten. Sie stoßen hinten an eine meist 
geradlinig verlaufende Hecke, die das ganze Dorf häufig zu einem fast genau 
rechteckigen Parallelogramm umschließt. Hinten an die Hecke schlossen sich 
ursprünglich die Felder, in späterer Zeit ist bisweilen auf einer Seite oder 
rundum neben der Hecke entlang ein Weg gezogen. Feldwege von der Rück- 
seite der Höfe auf die Acker hinaus sind nach Meitzen späteren Ursprunges. 
Auf Karten größeren Maßstabes sind beide Dorfformen oft schon daran 
kenntlich, daß bei den Rundlingen die Hauptwege nach außen von dem einen 
ursprünglichen Ausgang des Dorfes nach den verschiedenen Richtungen hin
	        
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