Ed. O. Schulze: Verlauf und Formen der Besiedelung des Landes. 123
Praxis. Es beanspruchte verhältuismäßig wenig Raum und bot betreffs der
Anlage eines Dorfteiches u. s. w. und der Verteidigung ähnliche Vorteile wie
der Rundling. — So ist es es erklärlich, daß das Straßendorf das typische
Kolonistendorf in der Ebene geworden ist.
Der Rundling (Fig. 124 u. 125) hat sich am häufigsten in den Gegenden
ältesten Anbaus bei den kleinen Ortschaften erhalten, die in der Mehrzahl lange
Zeit noch sorbisch geblieben sind. Aber doch fehlt es nicht an Fällen, wo seine
Form anscheinend auch von deutschen Kolonisten nicht nur bei Besetzung
solcher Orte beibehalten, sondern sogar bei Neugründungen in Anwendung
gebracht ist. So z. B. in Wolfshain bei Brandis, Langenhain bei Pegau,
Schleenhain bei Borna, Frauendorf unweit Leisnig. Ganz eigentümliche
Fig. 133. Rehebach.
Verbindungen von Straßendorf und Rundling sind Hohenhaide und Rehe-
bach (Fig. 132 u. 133; ähnlich Gottscheina, dessen alter Namen Geoczschen,
Goczschin, aber auf sorbischen Ursprung hinweist).
Die Flurlage ist bei den von Deutschen besetzten oder neubegründeten
Ortschaften in der Ebene fast durchweg die des deutschen Haufendorfes, näm-
lich die Gemenglage in Gewannen.) Aber mit wesentlichen Verbesserungen.
Die Gemarkungen sind meist größer als die im Mutterlande; in den Ge-
genden altsorbischen Anbaus ist häufig eine ganze Anzahl von Weilern
(3—4 mit je ca. 100—150 ha) zu einem einzigen deutschen Dorf zusammen-
gelegt. Ferner sind die Gewanne weit größer und fast genau regelmäßig
als große Rechtecke gestaltet, mit parallelen Teilstreifen. Außerdem sind sie
*) So nach Meitzen besonders „in den breiten Niederungen von Oschatz, Grimma
und Zwenkau, nördlich bis zur Elbe und westlich bis zur Saale hin“.