138 H. Ermisch: Die Ansänge des sächsischen Städtewesens.
Name Dresden erscheint zuerst 1206; schon im Jahre 1216 wird Dresden
in einer landesherrlichen Urkunde als civitas nostra bezeichnet. In diese
Zeit, unter die Regierung Markgraf Dietrich des Bedrängten, vielleicht
schon seines Vaters, Ottos des Reichen, fällt die Erbauung der Stadt. Es
wurden nicht etwa das slawische Fischerdorf oder das deutsche Kolonistendorf
in eine Stadt verwandelt, sondern neben ihnen, teilweise vielleicht auf ihren
Fluren wurden eine völlig neue Stadt angelegt. Wenn die Tradition den
Taschenberg als den ältesten Teil der Stadt bezeichnet, so mag das richtig
sein; den Anfang machte man wohl mit der Errichtung einer landesherrlichen
Burg (B). Die Funde, die man im vorigen Jahre bei Nachgrabungen in
der Schloßstraße ge-
macht hat, lassen an-
nehmen, daß hier, dem
Schlosse benachbart,
ursprünglich ein Teich
sich befand, wie eine
ganze Reihe solcher
kleinen Teiche und
Seen, vielleicht Reste
eines alten Strom-
armes der Elbe, vom
heutigen Postplatz
über die Marien= und
Waisenhausstraße hin
bis zur Moritzstraße
sich zogen und eine
Fig. 136. natürliche Befestigung
der neuen Stadt bildeten. Die Anlage der Stadt war völlig kreisrund mit
einem Durchmesser von 500 m. In der Mitte liegt der Markt (A), von dem
nach Norden und Süden je 2, nach Osten und Westen je 3 Straßen aus-
gehen; rechtwinklig aufstoßende Seitengassen vervollständigen das Bild. Wenn
die Anlage im westlichen Teile regelmäßiger ist als im östlichen, so deutet
dies darauf, daß der letztere, im Mittelalter als das Loch bezeichnet, erst
später ausgebaut worden ist. Pfarrkirche der Stadt blieb während des ganzen
Mittelalters die vor den Mauern gelegene Frauenkirche; indes errichtete man
wohl bald nach Erbauung der Stadt in der nächsten Nähe des Marktplatzes
eine besondere Stadtkirche, die nach dem heiligen Nicolaus, dem Patron der
Fischer, Nicolaikirche genannt wurde nud später den Namen Kreuzkirche er-
hielt (O). Das alte Fischerdorf um die Frauenkirche, mit dem sich wohl schon
im 14. Jahrhundert Ramvoltitz vereinigt hatte, blieb eine Vorstadtgemeinde,
bis sie im Anfang des 16. Jahrhunderts zu Dresden gezogen wurde. Noch