Full text: Sächsische Volkskunde.

H. Ermisch: Die Anfänge des sächsischen Städtewesens. 143 
Orts Zwickau. Derselbe heißt damals schon oppidum; vermutlich hatte kurz 
vorher Markgraf Dietrich neben dem um die Marienkirche liegenden Dorfe 
eine deutsche Stadt angelegt; der unweit der Marienkirche liegende Markt (0) 
zeigt die bekannte viereckige Form; an ihn schließen sich nach Norden, Süden 
und Osten hin regelmäßige Straße an, während im Westen das alte Dorf 
den Ausbau behinderte. Um dieselbe Zeit wurde wohl das Schloß (B) ge- 
baut; 1219 ist von Suburbien die Rede, womit, wie wir sahen, Wohnplätze 
am Fuße einer Burg bezeichnet wurden. Wenn die Stadt im Süden eine von 
der regelmäßigen Run- 
dung abweichende birnen- 
artige Form zeigt, so 
hängt dies wohl damit 
zusammen, daß das 1231 
von dem Patrizier Egerer 
vom Stein begründete 
Franziskanerkloster, das 
sich südlich an das Wen- 
dendorf und die Stadt 
anlehnte, noch vor Um- 
mauerung der letzteren 
angelegt und dann in 
den Mauerring einbezo- 
gen wurde. Eine eigenech *s 
Stadtkirche machte die s 
Nähe der Marienkirche 
überflüssig; die unweit 
dem Schlosse gelegene Katharinenkirche (D) war ursprünglich als Klosterkirche 
für das aus Triptis nach Zwickau verlegte Nonnenkloster bestimmt, das nach 
wenigen Jahren nach Eisenberg übersiedelte, und diente dann als Schloßkirche. 
Auch für die Entstehung von Chemnitz ist neben einer Straßenkreuzung 
eine kirchliche Stiftung entscheidend gewesen. Am Chemnitzbache hatte König 
Lothar, vielleicht in Erinnerung an den Märtyrertod, den Bischof Arno von 
Würzburg hier im Jahre 892 erlitten haben soll, um 1125 ein Benediktiner- 
kloster (A) gestiftet und ihm ein Gebiet von zwei Meilen im Umkreis ge- 
schenkt. In diesem weiten und in der Hauptsache wohl menschenleeren Ge- 
biete entstanden durch Ansiedelung deutscher Einwanderer zahlreiche Dörfer; 
auch zu Füßen des Klosters zog sich ein wahrscheinlich deutsches Dorf lang 
hin am Ufer des Chemnitzbaches, von dem es seinen Namen erhielt. Lothars 
Nachfolger, König Konrad III, gestattete dem Kloster die Anlegung eines öffent- 
lichen Marktes. In der Urkunde von 1143, in welcher dies ausgesprochen 
wird, heißt Chemnitz noch locus, Dorf; als Stadt wird Chemnitz zuerst in 
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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