Full text: Sächsische Volkskunde.

194 Robert Wuttke: Stand und Wachstum. 
Jahren bei den Geborenen die Lebend- und Totgeborenen unterschieden; 
zweitens auf die von den Verwaltungsbehörden aufgestellten Konsignationen 
der Landeseinwohner oder die sogen. Konsumententabellen. Allgemeine 
Landeszählungen fanden 1700/01, 1718, 1755 und von 1772 ab jährlich statt. 
In den Erblanden sind in den 10 Jahren 1743—1753 36 000 mehr 
getauft als begraben, in den 10 Jahren 1753—1763 22 600 weniger 
getauft als begraben worden; demnach betrug der Geburtenüberschuß in 
20 Jahren 13 400. In der Lausitz (Ober= und Nieder-) betrug der Geburten- 
überschuß von 1743—1753 16 060. 
Im Kurfürstentum betrug der Geburtenüberschuß 1743/53 und 1764/74 
98 700, alljährlich gegen 5000; dagegen von 1774—81 121 900, d. h. jähr- 
lich gegen 18 000. · 
Die Zahlen spiegeln die Wirkungen des 7 jährigen Krieges wieder. 
Kein Krieg hat schwerer auf Sachsens Volkswohlstand gelastet und tiefere 
Wunden geschlagen, denn nicht nur kämpfte Friedrich der Große mit der 
politischen und militärischen Macht Kursachsens, mit jedem erlaubten wie un- 
erlaubten Mittel suchte er auch die wirtschaftliche Kraft des Landes zu brechen. 
Anfang der 70er Jahre hat dann die große Hungersnot die sächsischen 
Bevölkerung erheblich geschwächt. Tausende und tausende von Menschen 
sind damals elendiglich umgekommen, überall auf den Straßen sah man 
Verhungerte zusammenbrechen. Grauenvoll sind die Schilderungen der Zeit- 
genossen. Man behauptete, es wären gegen 200 000 Menschen gestorben.“) 
So groß wird der Verlust kaum gewesen sein, daß er aber sehr erheblich 
war, beweisen die aus jenen Jahren erhaltenen Zählungen. 
1771 getauft 62 442 1772 getauft 45925 1773 getauft 52622 
gestorben 55 987 gestorben 111 822 gestorben 55 471 
+ 6455 — 65897 — 2849. 
Wenige Jahre später, 1776, war mit 1 785000 Konsumenten der Verlust 
mehr als ausgeglichen. Die Bevölkerung nahm nach Ausweis der Konsumenten- 
listen stetig zu, man kann das Wachstum von 1755—1800 auf 290 000 Kon- 
sumenten veranschlagen. 
*) Der jährliche Mittelpreis des Getreides betrug im Kurfürstentum: 
  
  
  
  
  
  
Weizen Korn Gerste Hafer Erbsen Linsen 
—m Iwse. IIEEILILIAIEII Tolr. Gr. nulmer. — 
1770 0 2 190 52 7811 — 214 78 
17716 20 — 15— 4ES 4— 6 1— 
17727 188 5 15— 16— 213— 5 16—M0 
17738 121— 2 153 —M 1 22 1 13M „ 23 — 2 21— 
  
 
	        
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