Full text: Sächsische Volkskunde.

206 Robert Wuttke: Stand und Wachstum. 
Vertreter fast aller größeren Staaten der Erde wohnen in Sachsen; am 
zahlreichsten sind die Österreicher vertreten, unter ihnen überwiegt die weib- 
liche die männliche Bevölkerung. Der Bevölkerungsaustausch zwischen Öster- 
reich und Sachsen ist für Sachsen ungünstig; gegenüber den 69 000 Osterreichern 
in Sachsen, finden sich in Osterreich nur 8000 Sachsen, und ähnlich werden 
die Verhältnisse bei den andern Staaten liegen. Die eingewanderten Sster- 
reicher, Schweizer, Russen, Italiener suchen überwiegend in Sachsen Erwerb 
und treten mit der angesessenen Bevölkerung in Wettbewerb, — bei ihrem 
niedrigen Kulturzustand und ihren geringeren Lebensansprüchen bilden sie eine 
Gefahr für die sächsische Arbeiterbevölkerung. Die Engländer und Nord- 
amerikaner — unter denen das weibliche Geschlecht (2606) das männliche 
(1463) bedeutend überwiegt — werden wohl ebenso sehr von der Schönheit 
der Natur, den Annehnmlichkeiten des Lebens, wie von den vorzüglichen 
Bildungsanstalten angezogen. 
Die mitgeteilten absoluten Zahlen ergeben kein treffendes Bild, dies er- 
hält man erst durch den Vergleich Sachsens mit anderen deutschen Staaten. 
Auf 1000 Einwohner kamen 1895 Reichsfremde: 
Elsaß-Lothringen 29,56 Deutsches Reich. 9830 
Sachssen 21,75 Preußßen 6,46 
Bayern 139,82 Württembergn 6008 
Baden 119,28E Mecklenburg= Schwerin 2884 
Wenn man von Elsaß-Lothringen absieht, wo besondere politische Ver- 
hältnisse obwalten, steht Sachsen an der Spitze; es hat innerhalb seiner Be- 
völkerung relativ dreimal so viel Reichsfremde als Preußen, siebenmal so 
viel als das an Gebiet gleich große Mecklenburg. 
Zu ähnlichen überraschenden Ergebnissen gelangt man bei Untersuchung 
der Reichsangehörigkeit. 
Von 1000 sächsischen Bewohnern waren geboren: 
in Sachsen in anderen deutschen Staaten im Reichsausland 
1871: 934,0 55,3 10,7 
1880: 910,4 76,1 134 
1885: 899.2 85.7 15,1 
1890: 880.5 99,5 20,0 
Die eingeborene Bevölkerung geht relativ zurück, die Einwanderung hat 
sich dagegen im Verlauf von 20 Jahren fast verdoppelt, jeder 10. in Sachsen 
wohnhafte Mensch war 1890 ein außerhalb Sachsens geborner Deutscher, 
jeder 70. ein im Reichsausland Geborener. 
Im Jahre 1890 wurden in Sachsen 348 451 nichtsächsische Reichs- 
angehörige ermittelt, sie verteilen sich auf die einzelnen deutschen Bundes- 
staaten in folgender Weise:
	        
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