Full text: Sächsische Volkskunde.

Robert Wurtke: Stand und Wachstum. 207 
Preußgßen 2241 394 Braunschweig-Hessen 3 197 
sächsische Fürstentimer. 45 681 Württemberg 2338 
Bayern. .. ...22513Baden... ..1800 
Reuß j. L. u. ä. 2. . . 19623 Mecklenburg- Schwerin . .1797 
Anhat 5763 andere Staaten 4345 
Wir sehen, wie das nichtsächsische Element in den letzten 20 Jahren 
beständig im Wachsen begriffen ist; trotzdem läßt die Statistik den vollen 
Umfang dieser Bewegung nicht erkennen. Der moderne Verkehr hat eine 
Trennung des Wohnortes vom Arbeitsorte ermöglicht. Im Frühling strömen 
zahllose Arbeitermassen nach Sachsen ein, um in der Landwirtschaft, in den 
Saisongewerben während des Sommers ihren Unterhalt zu suchen; wenn 
der Herbst naht, ziehen sie wieder ab. Sie sind ein notwendiger Bestand— 
teil der heutigen sächsischen Volkswirtschaft geworden, aber im Volksleben 
bleiben sie ein fremdes Element. Den Umfang dieser Wanderung kennen 
wir nicht, denn unsere Volkszählungen finden im Dezember statt und zu jener 
Jahreszeit haben die Saisonarbeiter Sachsen längst wieder verlassen. 
Kurz haben wir noch die wirtschaftlichen Wirkungen der zunehmenden 
Bevölkerungsdichtigkeit zu betrachten. In der älteren Volkswirtschaft war 
die Warenerzeugung auf die Deckung des heimischen Bedarfs berechnet; 
Landwirtschaft und Gewerbe ergänzten sich gegenseitig, es fand ein Binnen— 
austausch der Gütermassen statt, und nur ein kleiner Teil der nationalen 
Produktion ging gegen Einfuhr fremder Waren über die Landesgrenze. 
Schon in früheren Jahrhunderten wies Sachsen nicht die reinen Formen 
dieser Wirtschaftsweise auf; seit dem 16. Jahrhundert war das Erzgebirge so 
dicht bevölkert, daß es der Zufuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse bedurfte; die 
eigene Landwirtschaft vermochte den Bedarf nicht mehr zu decken. Und ähnlich 
lagen die Verhältnisse im Gewerbe. Das Handwerk, die Hausindustrie und 
besonders seit dem 18. Jahrhundert die Manufakturen arbeiteten nicht allein 
für den einheimischen Markt, sie waren in erheblichem Maße auf den Absatz 
ausländischer Märkte angewiesen. Wenn wir heute auf jene Zustände 
zurückblicken und sie mit der Gegenwart vergleichen, so mögen sie uns 
kleinlich erscheinen; wir dürfen aber nicht vergessen, daß damals die Grund- 
lagen gelegt wurden, auf denen sich die sächsische Industrie entwickeln konnte. 
Seit dem letzten Menschenalter haben die wirtschaftlichen Verhältnisse einen 
ungeahnten Aufschwung genommen und ermöglicht, daß Sachsen das dicht- 
bevölkertste Land der Erde wurde. Die Landwirtschaft findet wohl für ihre 
Erzeugnisse ein natürliches Absatzgebiet in den dichtbevölkerten Industrie- 
gegenden; aber sie vermag nur einen immer kleiner werdenden Teil der 
Gesamtbevölkerung zu ernähren; ein stetig wachsender Teil ist auf die 
Zufuhr aus anderen Ländern angewiesen. Und die Industrie erzeugt Güter- 
massen, die die einheimische Landwirtschaft auch nicht annähernd aufzunehmen
	        
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