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Robert Wurtke: Die Bevölkerungsgliederung. 215
dem höheren Alter steigt die männliche bedeutender als die weibliche; das
erlangte Geschlechtsgleichgewicht wird zu Ungunsten der Männer gestört.
Ergab das Kindesalter einen Überschuß an Knaben über die Mädchen, ¾
das höhere Alter einen der Frauen über die Männer.
Schließlich beeinflussen die Ein= und Auswanderungen die Geschleh-
gliederung erheblich. Die Frau pflegt naturgemäß nicht so beweglich wie der
Mann zu sein; Länder, die eine starke Auswanderung besitzen, zeigen folglich
ein nicht durch die natürlichen Verhältnisse begründetes Übergewicht der Frauen,
während dagegen in sogenannten Einwanderungsländern die einheimische
männliche Bevölkerung eine oft sehr beträchtliche Verstärkung erfährt. Sehr
seltsam berührt es nun, daß diese allgemeinen Erwägungen auf die sächsische
Bevölkerung nicht passen. Die Reichsstatistik nimmt auf 1000 der mittleren
Bevölkerung in Sachsen einen Wandergewinn bei dem männlichen von 1,64,
bei dem weiblichen Geschlecht von 2,86 an. Alle anderen deutschen Staaten,
mit Ausnahme von Braunschweig, kennen beim Wandergewinn keinen solchen
des weiblichen Geschlechts; bei ihnen überwiegt stets das männliche Geschlecht.
Ein= und Auswanderung lassen sich aber zur Zeit nicht genügend statistisch
erfassen, es ist deshalb auch nicht möglich, eingehender diese Ausnahme-
stellung Sachsens zu untersuchen.
Geburtenverhältnis, Sterblichkeit, Wandergewinn ergeben in ihrer Zu-
sammenwirkung folgenden Bestand:
Geschlechtsgliederung der sächsischen Bevölkerung 1890.
Alter 0—20 Jahr
weiblich 801 149
männlich 783.060 weiblicher Überschuß 18 089
Summa 1584 209.
Alter 20—50 Jahre
weiblich 730 316
männlich 699 210 weiblicher Überschuß 31 106
Summa 14295206.
Alter 50 und mehr Jahre
weiblich 270 078
männlich 218821 weiblicher Überschuß 51257
Summa 488 899.
Die Zahlen zeigen, wie erheblich in den einzelnen Altersklassen das
Geschlechtsgleichgewicht gestört ist. Dem natürlichen Aufbau der Bevölkerung
würde eine andere Geschlechtsgliederung entsprechen. Ein= und Auswanderung
verursachen wesentliche Verschiebungen. Vergleicht man die sächsischen Ver-