S. Ruge: Das sächsische Land. 17
böhmischen Gottesgab, 1217 m), Oberwiesenthal 914 m, Johann-Georgen-
stadt 800 m, Jöhstadt 786 m, Altenberg 730 m, Schöneck 705 m. Und
wenn man von Dresden aus Freiberg bereits als eine hochgelegene Stadt
ansieht, so muß doch dazu bemerkt werden, daß Freiberg in der Reihenfolge
erst an 35. Stelle erscheinen würde. So steht das Erzgebirge in mannig-
facher Beziehung als eigenartig unter allen deutschen Gebirgen da und giebt
einem sehr wichtigen Teile unseres Landes sein Gepräge.
Nördlich vom hohen Erzgebirge erstreckt sich von der Elster bis zur
Zschopau, von Werdau bis gegen Frankenberg, im Westen breiter, nach Osten
schmäler werdend, das erzgebirgische Kohlenbecken als eine flachwellige
Niederung von etwa 250 bis 400 m. (Glauchau 250 m, Zwickau 260 m,
Werdau 270 m, Chemnitz 300 my. Es stellt eine Mulde oder ein Becken
zwischen den Falten des alten Gebirges vor, das unter einer mächtigen Decke
von Rotliegendem Steinkohlenlager birgt, die namentlich bei Zwickau abgebaut
werden und jährlich wenigstens 3 Millionen Tonnen Kohlen liefern. Der
Gebrauch der Kohlen wird 1348 im Zwickauer Stadtrecht zuerst erwähnt;
aber eine bergmännische Gewinnung hat wohl erst seit dem Ende des
15. Jahrhunderts begonnen. Mit dem Niedergange des Metallbergbaus im
Erzgebirge hat die Kohle für die aufblühende Industrie eine immer größere
Bedeutung gewonnen, so daß wir heute in dem Kohlenbecken von Zwickau
und seiner Umgebung nicht bloß die dichteste Bevölkerung in Sachsen, sondern
auch nahezu im Deutschen Reiche haben, und daß hier einer der Mittelpunkte
deutscher Industrie in der Großstadt Chemnitz (161.000 E.) erblüht ist.
Ein kleineres, aber für das Land nicht unwichtiges Kohlenbecken liegt
vor dem nordöstlichen Fuße des Erzgebirges im Plauischen Grunde bei
Dresden.
Nördlich von dem Kohlenbecken breitet sich, westlich von der Elbe, zwischen
den beiden Armen der Mulde das sächsische Mittelgebirge oder das
Granulitgebirge aus und fällt steil zum erzgebirgischen Becken ab. Das Ge-
birge trägt seinen Namen von dem Vorherrschen des Granulits oder Weiß-
steins, der im Gegensatz zum Gneis des Erzgebirges wenig oder gar keinen
Glimmer enthält. Doch finden sich im Granulit Schollen von Gneis und
Gänge von Granit und ist derselbe von Glimmerschiefer wallartig umrandet.
Leider aber fehlen die Erzgänge vollständig. So ist das Gebirge also geolo-
gisch selbständig, geographisch aber nicht und erscheint so als eine Vorstufe
des Erzgebirges und ist auch hydrographisch von ihm abhängig, denn die
Flüsse des Erzgebirges: Zwickauer Mulde, Zschopau und Freiberger Mulde
durchschneiden es in tiefen, vielfach gewundenen Thälern. Das Gebirge er-
streckt sich in Gestalt einer Ellipse von Südwest nach Nordost von Hohen-
stein bis Döbeln 45 km lang und hat zwischen Sachsenburg und Rochlitz
eine Breite von 19 km. Es bildet ein flachwelliges Hügelland, in dem kein
Wuttke, sächsische Volkskunde. 2. Aufl. 2