Full text: Sächsische Volkskunde.

18 S. Ruge: Das sächsische Land. 
Gipfel 400 m erreicht; trotzdem besitzt es in den Flußthälern reizende Land- 
schaften. Da die Flächen vielfach mit Löß bedeckt sind, so kann auch ein 
ergiebiger Ackerbau betrieben werden. Im Gegensatz zum Erzgebirge liegen 
die kleinen gewerbreichen Städte alle in den Thälern, dagegen wohlhabende 
Dörfer auf den Höhen. Die Bevölkerung ist ziemlich gleichmäßig verteilt. 
Keine Stadt zählt über 16 000 Einwohner. 
Nördlich und nordöstlich vom Mittelgebirge folgt noch ein breites, flaches 
Hügelland von 200 m mittlerer Höhe, dessen Grundgestein fast ganz aus 
Quarzporphyren und Syenitporphyren und deren Tuffbildungen besteht, 
worüber dann diluviale und alluviale Ablagerungen ausgebreitet sind; dazu 
kommen namentlich bei Meißen die merkwürdigen Pechsteine vor, deren 
Verwitterungsprodukte als Porzellanerde eine besondere Wichtigkeit 
haben. In diesem Hügelland erhebt sich der Rochlitzer Berg mit seinen be- 
rühmten Steinbrüchen 350 m hoch. Ganz besonders in die Augen fallend 
sind die Wurzener Porphyrberge, die sich in einzelnen Kuppen, 100 m, über 
der Ebene erheben. Dagegen tritt im Kolmberge bei Oschatz, 313 m, noch 
einmal der Grauwackenzug hervor, der sich in seiner Richtung von Leipzig 
bis Bautzen verfolgen läßt. 
Ehe wir bei unserer Wanderung durch die sächsischen Landschaften die 
Elbe nach Osten überschreiten, haben wir noch ein Hochland zu betrachten, 
das sich auch an das Erzgebirge anlehnt und den Übergang nach Thüringen 
bildet. Es ist das auf beiden Seiten der Elster sich ausbreitende Vogt- 
ländische oder Elstergebirge, das hauprsächlich aus paläozoischen Schiefern, 
cambrischer, silurischer und devonischer Formation besteht. Und wie der Name 
Vogtland auch jetzt noch weit nach Thüringen hineinreicht, bis da, wo vor 
Saalfeld die Saale aus den enggewundenen Thälern des obern Laufes heraus- 
tritt, so reicht auch die Schieferformation weit über Sachsens Grenze nach 
Westen und giebt dem größten Teile des ganzen Vogtlandes ein einheitliches 
Gepräge. Das Vogtland umfaßt nämlich außer dem sächsischen Gebiet die 
Reußischen Länder (denn die Reußen waren die Vögte). Seine Nordgrenze 
geht von Werdau über Ronneburg nach Gera und von da südwestlich über 
Triptis und Auma nach Ziegenrück, von hier läuft die Grenze über die 
Saale, Ebersdorf, Lobenstein und selbst Hof umfassend. Thonschiefer, Grau- 
wackenschiefer und Sandsteine bilden hauptsächlich den Boden des Hochlandes, 
das von Süden her gesehen, weniger den Eindruck eines Gebirges macht als 
das Erzgebirge, und sich nach Norden langsam zur thüringischen Bucht nieder- 
senkt, ohne noch eine Vorstufe, wie das Erzgebirge, zu haben. Der größte 
Teil des Gebiets zeigt weniger den Gebirgs= als den Hochlandscharakter, die 
höchsten Punkte erheben sich nur 800 m; aber in den tiefeingeschnittenen 
Thälern, namentlich der Elster und (jenseits der sächsischen Grenze) der Saale, 
birgt es manche landschaftlichen Schönheiten. Das ganze sächsische Vogtland
	        
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