Full text: Sächsische Volkskunde.

272 Hermann Dunger: Bolksdichtung in Sachsen. 
Christ selbst ein und fragt, ob die Kinder fromm gewesen seien. Als dies 
der Engel verneint, will er schon traurig wieder von dannen gehen, aber 
Knecht Ruprecht tritt ihm in den Weg mit den Worten: 
Ach, Heiliger Christ, nicht so geschwind! 
Verschone doch das kleine Kind, 
Verschone nur das junge Blut, 
Das den Eltern noch nichts zu Leide thut. 
Ich hoff', sie werden sich bekehr'n 
Und in acht Tagen frömmer wer'n. 
Durch die Aussicht, daß sie wirklich in acht Tagen frömmer werden, 
läßt sich der Heilige Christ versöhnen, und nun ergießt sich ein reicher Segen 
von Apfeln und Nüssen und sonstigen Geschenken auf die jubelnden Kinder. 
Über die Weihnachtsspiele im Erzgebirge haben wir ein hübsches 
Buch von Gustav Mosen (Die Weihnachtsspiele im sächsischen Erzgebirge, 
Zwickau, Volksschriftenverein 1861). Man unterscheidet dort zwei Arten, 
die sogenannte Engelschar und die Königsschar. Die Engelschar, die in 
der Adventszeit aufgeführt wird, behandelt die Verkündung der Geburt des 
Heilands, die Geburt selbst und die Anbetung der Hirten. Die Königsschar, 
die vom Hohenneujahr bis zu Lichtmeß gespielt wird, stellt die Geburt, die 
Anbetung der heiligen drei Könige (daher der Name Königsschar) und den 
Kindermord in Bethlehem dar. Die Engelschar besteht aus ziemlich viel 
Personen. Ein Hirte kündigt in Versen das Erscheinen des heiligen Christ 
an, nach ihm treten zwei Engel ein, welche die Kinder begrüßen, und nun- 
mehr erscheint der Heilige Christ als Mann in langem Gewande mit Seepter 
und Krone. Ihm folgen Bischof Martin, genannt Merz, der Heilige Nicolaus, 
Joseph, Maria, der Wirt, zwei Hirten und Knecht Ruprecht oder auch zwei, 
der große und der kleine Ruprecht. Nachdem sich die ganze Engelschar im 
Halbkreise aufgestellt hat, fragt der Heilige Christ, ob die Kinder fromm und 
artig seien. Martin kann ihnen kein gutes Zeugnis ausstellen, aber auf die 
Fürbitte des Nicolaus bleibt der Heilige Christ, der sich schon zum Gehen 
gewandt hat, und Martin läßt die Kinder beten. Da bricht der große 
Ruprecht in seiner derben, ungeschlachten Weise los (S. 25): 
Hopp, hopp, Gotts Perlemann, Gotts Schwefel und Pech! 
Gleichwie sich Mausdreck unter'n Pfeffer mischt, 
So bin ich a unter den heil'gen Christ. 
Ich that emol vorübergah, 
Da hört ich e weiß Wunner da, 
Das Geschrei war in diesen Haus su sehr, 
Als wenn die Stub voll klaner klaner Kinner Kinner wär. 
Als ihm der kleine Engel seine Grobheit verweist, antwortet er ihm: 
Hopp, hopp. Du klaner Schnipper Du, 
Kannst Du Dei Maul net halten zu?
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.