22 S. Ruge: Das sächsische Land.
Zschandes liegt nur 344 m über dem Meere. So giebt es denn auch heute
noch in der sächsischen Schweiz nur Wege für den örtlichen Verkehr, und nur
die Wasserstraße der Elbe und die am Elbufer aufwärts ziehende Eisenbahn
haben größere, allgemeine Bedeutung. An der Elbe allein liegen daher auch
die Städte im Sandsteingebiet, von denen aber die größte, Pirna, nur
16.000 Einwohner zählt. Wo bei Pirna der Sandstein plötzlich abbricht und
die Felswände am Flusse aufhören, beginnt das Dresdner Thalbecken,
das bis Meißen reicht. Hier ist in der Diluvialzeit die Urscholle eingebrochen
und samt dem darüber lagernden Sandstein und Pläner in die Tiefe ge-
sunken. Der Beweis dafür ist bei der Erbohrung des artesischen Brunnens
am Albertplatze zu Dresden erbracht, als man in einer Tiefe von 150 m
unter dem Meeresspiegel auf den Sandstein stieß. Das Elbthal ist eine
ähnliche grabenartige Versenkung wie die oberrheinische Tiefebene, nur in
viel bescheideneren Verhältnissen. Und wie der Rhein mit seinen Schottern
die Tiefebene ausgefüllt hat, so die Elbe das Dresdner Thal, doch treten bei
dem Dorf Briesnitz die Felsen im Strombette bei niedrigem Wasser unver-
hüllt zu Tage. Oberhalb und unterhalb der sächsischen Schweiz, im nord-
böhmischen Kessel und im Elbthal geht der Strom durch zum Teil tiefgrün-
diges Schwemmland, im Sandsteingebirge dagegen fließt er unmittelbar über
den Felsboden, der also zwischen den beiden Senkungsfeldern als eine breite
steinerne Schwelle erscheint, die von der Elbe in der Diluvialzeit durchschnitten
ist. Daher beträgt auch das Gefälle der Elbe im Sandsteingebiet auf 44½ km
fast 11 m, und das mittlere Gefälle demnach 1: 4122; das hinderte aber
den bedeutenden Verkehr auf dem Wasser nicht, der namentlich abwärts Holz,
Bausteine und Braunkohlen befördert. Mitten in dem Elbthal, dem wärmsten
Teile des Landes, und daher ausgezeichnet durch Wein= und Obstbau und
blühende Gärtnereien, liegt die Hauptstadt Sachsens, Dresden, 1216 zuerst
als Stadt genannt, aber nach seinem slawischen Namen jedenfalls älteren
Ursprungs. Die Stadt liegt gerade da, wo der bequemste Ülbergang über
den Strom in der Richtung von Südwest nach Nordost sich befindet; denn
weiter stromaufwärts würde der Steilabfall des Lausitzer Gebirges von
Loschwitz bis Pillnitz hemmend entgegentreten, und weiter abwärts ebenso die
steilen Gehänge der Lößnitz im Osten und die Waldhöhen am westlichen
Ufer. Die Elbe trennt in dem Thale den fruchtbaren Lehmboden der erz-
gebirgischen Vorstufe mit seinen zahlreichen Ziegeleien von den aus dem
Quadersandsteingebiet herbeigeführten Sanden des rechten Elbufers. Der
ganze Thalboden ist mit Ortschaften slawischer Benennung dicht besetzt. In
der Mitte des Thals giebt es nur einen einzigen deutschen Namen: Naun-
dorf, d. h. das neue Dorf, das aber trotz seines Namens zu den ältesten
Gründungen der Deutschen zu rechnen ist.
Den Ruf der landschaftlichen Schönheit, den die Umgebung Dresdens