Full text: Sächsische Volkskunde.

24 S. Ruge: Das sächsische Land. 
Schweiz her am Gebirgsringe entlang bis nach Adersbach und Weckelsdorf 
zieht. Auf sächsischem Boden ist besonders der Oybin als Burg= und 
Klostersitz berühmt. Die slawische Bevölkerung hat hier in der Lausitz allein 
noch in Sachsen ihre Sprache bewahrt; nur im westlichen Teile, der bis 
nach Bischofswerda reicht, und der ehemals zum Bistum Meißen gehörte, ist 
der flawische Laut längst verklungen. Die Städte der Lausitz waren deutsch, 
das Landvolk slawisch. Jetzt reden nicht mehr 50000 Menschen die wendische 
Sprache. Obwohl das Land keine Kohlen und keine Metalle besitzt, hat 
sich doch eine bedeutende Industrie, namentlich Weberei, entwickelt und die 
Bevölkerung verdichtet, so daß man in der Amtshauptmannschaft Zittau 
weit über 200, in Löbau nahezu 200 Einwohner auf 1 qkm zählt. Einen 
Mittelpunkt der Bevölkerung giebt es nicht und kann es nach der Boden- 
gliederung nicht geben; die beiden größten Städte, Zittau und Bautzen, er- 
reichen noch nicht die Höhe von 30 000 Einwohnern. 
Werfen wir, ehe wir den nördlichen Saum, das Flachland betrachten, 
noch einen Blick auf die Flüsse, so stellt sich als charakteristische Erscheinung 
heraus, daß jede der größeren Landschaften bis zur Elbe sich um einen Fluß 
gruppiert, aber daß die Landschaften nicht durch Flüsse getrennt sind. Das 
Vogtland gruppiert sich um die Elster, das Erzgebirge um die Mulde und 
das Sandsteingebirge um die Elbe. Nur der Lausitz fehlt diese Einheit. 
Der Nordwesten gehört der schwarzen Elster, die Mitte der Spree, der äußerste 
Südosten durch die Neiße gar zum Odergebiet. So bildet also auch hydro- 
graphisch die Lausitz keine Einheit. Es ist ein unselbständiges Durchgangsland. 
Alle sächsischen Landschaften fallen nach Norden ab und haben an ihrem 
Juß dieselbe Entstehungsgeschichte durchgemacht, wie das ganze norddeutsche 
Flachland. Daher ist die gegenwärtige Bodendecke ziemlich gleichmäßig über 
den ganzen Nordsaum des Landes abgelagert, und dieser Boden stammt aus 
der Eiszeit. Das von Skandinavien gekommene Landeis, das ganz Norddeutsch- 
land bis an den Fuß der herzynisch-sudetischen Gebirge bedeckte, hat sich im 
Westen bis zu einer Höhe von 400 m, im Osten von über 500 m empor- 
geschoben und somit über das sächsische Mittelgebirge bis zum erzgebirgischen 
Kohlenbecken und bis auf die Ebenheiten der sächsischen Schweiz ausgebreitet. 
Auch die Lausitzer Platte, also in unserer Nähe auch die Höhen der Lößnitz, 
waren davon bedeckt. Die zurückgebliebenen Geschiebelehme der Grundmoränen 
und die zu Hügeln zusammengeschütteten Blöcke oder Kieshaufen zeugen von 
den langdauernden Eiswirkungen. Sandhügel und Sandmassen, die beim 
Rückgange des Gletschereises ausgelaugt wurden, bilden im Norden Sachsens 
eine breite Zone sterilen Bodens, namentlich östlich von der Elbe, der sich 
nur mit mageren Kiefernwäldern bedeckt hat. 
Dagegen wurden dann die Vorhöhen der Gebirge vielfach mit Löß be- 
deckt, besonders westlich von der Elbe, aber nirgends höher als 300 m, und
	        
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