S. Ruge: Das sächsische Land. 25
erzeugten den Fruchtboden, der nördlich von Meißen, namentlich in der
Lommatzscher Pflege bekannt ist, aber sich über das ganze Mittelgebirge und
westwärts bis zur Thüringer Bucht hinzieht. Auf diesen Boden hat sich die
erste ackerbautreibende Bevölkerung niedergelassen, diese Gebiete sind auch jetzt
noch dicht bewohnt und charakteristisch durch die große Zahl kleiner Ort-
schaften. In diesem Gebiete liegt auch, im Nordwesten des Landes, in dem der
thüringischen Bucht zugeneigten Flachgelände, die größte und vielleicht auch
älteste Stadt des Landes, Leipzig, die jetzt zwar einen flavischen Namen
trägt, sehr wahrscheinlich aber an der Stelle oder in der Nähe eines Ortes
liegt, den Ptolemäus 150 Jahre n. Chr. Lupfurdum also Furt über die Luppe
nennt. Die ganze bewachsene Flußniederung, in der jetzt Parthe, Pleiße,
Elster und Luppe nach Westen zur Saale rinnen, ist aber noch ein Teil des
alten Urstroms, als beim Beginn des Rückganges der Gletscher die Schmelz-
wasser zwischen dem Eisrand und den Vorhöhen der Gebirge ihren Abfluß
nach Nordwesten nehmen mußten. Damals waren die beiden Mulden noch
nicht vereinigt, sondern die Freiberger ging nach Aufnahme der Zschopau nach
Norden, die Zwickauer aber wandte sich von Grimma aus in die Niederungen
westlich von Leipzig und auch die Elbe von Riesa aus über Eilenburg nach
Nordwesten. Damals hatten also die Hauptflüsse Sachsens noch mehr als
heute die ausgesprochene Richtung nach Nordwesten, also genau nach jener
Himmelsgegend, aus der später, als Menschen schon längs in das bewohnbar
gewordene Land eingezogen waren, der norddeutsche Stamm der germanischen
Sachsen sich ausbreiten und gegen Südosten vordringend, auch unserem Lande
seinen Namen erteilen sollte.