J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 29
Neben diesen Steingeräten sind es auch die keramischen Erzeugnisse,
an welchen die höhere Kulturstufe des neolithischen Menschen zum Ausdruck
kommt. Während dem ältesten Menschen die Herstellung gebrannter Töpfe
überhaupt unbekannt war, erscheinen unvermittelt in der jüngeren Steinzeit
gebrannte Thongefäße in einer Vollkommenheit, welche in späteren vor-
geschichtlichen Perioden kaum übertroffen worden ist. Wo und in welcher
Weise sich diese Entwickelung vollzogen hat, ist noch unaufgeklärt. Die nicht
unerheblichen Uberreste neolithischer Keramik in Sachsen gehören zwei Gruppen
an, die sich nach Technik, Form und Verzierungsweise, wie nach der Art
ihres Vorkommens scharf von einander unterscheiden: der Schnur= und der
Bandkeramik. Die erstere hat ihren Namen von dem Hauptmotiv der Or-
fig. I7. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20.
namentierung, der in den Thon eingedrückten Schnur, letztere von den band-
oder streifenartig auf dem Gefäßkörper angeordneten Verzierungen. Die Ge-
fäße der schnurverzierten Gruppe unterscheiden sich durch rohere Ausführung
und reichlich mit Gesteinsbrocken durchsetzte Thonmasse von den aus sorg-
fältig geschlämmtem Thon angefertigten Gefäßen der zweiten Gruppe, beiden
gemeinsam ist die Herstellung aus freier Hand ohne Anwendung der Drehscheibe.
Aus den Gefäßformen der Schnurkeramik treten zwei sich öfter
wiederholende Haupttypen heraus: die Amphore, welche aus einem kugeligen
Bauch mit Standfläche und einem niedrigen Hals zusammengesetzt ist
(Fig. 12 und 13), und der Becher mit schlankem Hals und niedrigem Ge-
fäßbauch (Fig. 17). Vereinzelt erscheinen auch topf= und kannenartige Ge-
fäße ohne deutlich abgegliederten Hals (Fig. 14 und 15), cylindrische Eimer