Full text: Sächsische Volkskunde.

Cornelius Gurlitt: Die Dorfkirche. 389 
an dem Triumphbogen, d. h. dem Bogen zwischen Langhaus und Chor und 
an den vorderen Ecken der Apsis. Gelegentlich finden sich solche auch an 
dem Hauptthor, das zumeist an der Westseite steht, wenn nicht die Ortslage 
andere Anordnungen vorziehen ließ. Dazu kommen noch die steinernen 
Giebelkreuze, die sich noch sehr oft erhielten; und endlich trifft man noch, 
wenigstens in der Wurzener Pflege, steinerne Giebelanfänger von meist sehr 
eigenartiger Gestalt an, wie sie in Fig. 153 dargestellt wird. 
Von Kirchen in Holz, deren es nach urkundlichen Nachrichten viele gab, 
hat sich kaum noch eine erhalten. Die letzte war vielleicht jene zu Rohrbach, 
an der das Thor mit dem Turm darüber in Fachwerk kunstlos gebildet 
war. Das Alter dieses Bauteiles ging aber schwerlich über die Entstehungs- 
zeit des in Bruchstein gemauerten Langhauses zurück. 
Die Abmessungen dieser Kirchen sind sehr bescheiden: das Chorgeviert 
mißt 4—6 m, das Langhaus 6—8 zu 10 —12 m, selten mehr, manchmal 
weniger. 
Stattlichere Ausdehnung erhielten gelegentlich die Kirchen, die mit 
größerem Adelssitze in Verbindung standen. Bei dice erhebt sich oft ein 
breiter Turm an die Westseite, daran schließt sich . - 
das Langhaus an, von dem der Turm zumeist 
zugängig ist. Nach außen wahrt er sich ein ge- 
schlossen festungsartiges Wesen. Bei sehr ansehn- 
lichen Bauten öffnet sich das Untergeschoß nach 
dem Langhaus, wohl auch durch zwei Bogen. So 
in Klinga (Fig. 152) u. a. a. O. In Pomßen ist 4 - « 
an der Südseite eine Art Nebenschiff mit eigener dig 144. Taufsteintromanisch 
Apsis angebaut. Solche Türme haben häufig a. d-Kirche zu Polenz.(XX.212.) 
reicher ausgebildete, auf Säulen gekuppelte Fenster in der Glockenstube, deren 
Formen auf die Entstehungszeit sichere Schlüsse gestatten. Zierliche Säulen, 
die auf die Zeit um 1200 weisen, erscheinen neben solchen die von ländlichen 
Steinmetzen noch in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts in den alten Stil- 
formen geschaffen worden sein dürften. 
Von den noch hier und da erhaltenen Ausstattungen dieser Kirchen sind 
zu erwähnen: die Altäre, die Taufsteine, die Sakramentshäuser, die Glocken 
und die Schmiedeisen-Arbeiten. 
Die Altäre sind schwere Steintische, die meist über gemauertem Unterbau 
eine große mit einer Schräge vor diesem verkragende Steinplatte zeigen. Auf 
dem Unterbau finden sich gelegentlich noch in Kreise gestellte, eingeritzte 
Kreuze. Daß ein romanischer Altaraufsatz sich in einer Dorfkirche oder 
einem Museum erhalten habe, ist mir nicht bekannt. Wohl giebt es solche 
aus dem 14. Jahrhundert. Wenn nun gleich sich aus dem Nichterhaltensein 
nicht auf ein thatsächliches Fehlen solcher in früherer Zeit schließen läßt, 
 
	        
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