416 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorse.
sind alle übrigen Hofseiten und Lücken zwischen den Gebäuden mit Mauern
oder wenigstens Planken umhegt, ja im Erzgebirge zum Schutze gegen
Sturm und Schnee nicht selten noch in der Höhe des Obergeschosses mit
Bretternverschlagen. Bei Fig. 175
ist der Zwischenraum sogar durch
eine Mauer geschlossen. Die
Vermehrung der Gebäude
ist dabei eine weitere charakte-
ristische Erscheinung. Bei den
Slawen mag das Pferdehalten
zu den Ausnahmen gehört haben,
sie bestellten den Acker mit Kühen;
sür die deutschen Dienstmannen
und Grenzwächter hingegen war
" — es Pflicht und strategisches Be-
—CcC..S 3 dürfnis; weil aber Pferde viel
lästigere Nachbarn bei mensch-
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lichen Behausfungen sind als
Kühe, so wurden sie in einem
besonderen Gebäude unterge-
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3—7— bracht. Für die größere Men-
Flg. 173 und 174. Kaufbach. Häuslernahrung schenmenge, die mit den Deut-
in der Feldflur. schen ins Land gekommen war,
mußte mehr Brot erbaut werden
als früher; die Folge war die Abschaffung des Weideviehs, die Bestellung
größerer Weideflächen mit Körnerfrucht und die Erbauung von mehr und
größeren Scheuern als früher ge-
5. braucht wurden.
# Das zweigeschossige Wohnhaus
dieser Gehöfteart weist im Obergeschoß
an der dem Hofe zugekehrten Lang-
seite den Laubengang aus, der sich
korridorartig längs der Gelasse im
· » · Obergeschoß hinzieht, durch das herab-
Fig. 175. Scheunengiebel mit ausgemauertem reichende D ach und Abschlußwände an
Uwischenraun. den Schmalseiten gedeckt, nach dem
Hofe aber mit großen Offnungen versehen. Manchmal sind hier Schiebe-
läden vorhanden, früher mögen die zierlichen Holzgitter als Verschlüsse ge-
dient haben, die man jetzt noch ab und zu unter dem Bodengerummel in
Bauernhäusern, namentlich der Sächsischen Schweiz, antrifft und über deren
Ursprung niemand Auskunft zu geben weiß, weil die Lauben seit mehr als
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