422 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe.
An der Rückseite des Gehöftes be-
gegnen uns seltener Einfriedigungen
aus Mauerwerk; ihre sehr große Aus-
dehnung in manchen Dörfern der Löß-
nitz (Kaditz, Weinböhla) mag mehr den
Schutz der hinter den Höfen gelegenen
Weingärten gegen den Nordwind, als
die erhöhte Sicherheit zur Veranlassung
gehabt haben. Ubrigens zeigen diese
alten Mauern mit ihrer Rasenabdeckung
oder sattelförmigen Abhorstung mitunter
ein bemerkenswertes Geschick in der Ver-
arbeitung des Pläners; als Bindemittel
diente regelmäßig nur Lehmmörtel, höch-
- stens nach außen wurden die Fugen mit
Fig. 181. Plänermauer im Luerschntn. Kalkmörtel ausgeworfen (Fig. 181).
Das Wohnhaus.
Von der Pforte führt uns ein mit Platten belegter oder mit Steinen
gepflasterter Gang (die Hoiste des Erzgebirgers, Gräte des Schlesiers), an
den Wohnstubenfenstern vorbei, nach der Hausthüre. An einer Seite der
Thüre ist eine Bank, auf der an gewissen Wochentagen die beim Buttern
benutzten Geräte zum Trocknen breit gelegt werden,
an der anderen Seite ist ein Gestell, wo die zur
Milchwirtschaft dienenden Schüsseln, Näpfe und
— i Stall Stal] Asche ihren luftigen Trockenplatz finden. Die
——1 · Hausthüre selbst, mitunter überaus niedrig (ich
Pferde
ahn-
Et Koche Gen.
Fig 162 unees Wohnhaus habe solche mit 1,60 m lichter Höhe angetroffen),
von Fig. 177. ist bei alten Gebäuden noch als Gatter-(richtiger
wohl Gaden-) Thüre eingerichtet, d. h. in halber
Höhe geteilt, so daß die untere Hälfte dem Vieh den Eintritt ins Haus
verwehrt, während die obere Hälfte zurückgeschlagen werden kann, um Licht
und Luft herein, Rauch und Küchendunst aber hinaus zu lassen. Diese
Einrichtung hat freilich ihre Bedeutung dort eingebüßt, wo das „Haus"“,
d. h. die Flur nicht mehr gleichzeitig als Feuer= und Kochraum dient, sondern
wo durch Teilung nach der Tiefe an der Rückseite ein besonderer Küchen-
raum abgetrennt worden ist (Fig. 182). In alten Waldhäusern, z. B. in
Hinterhermsdorf ist diese Trennung noch nicht vollzogen, sondern mehr
symbolisch angedeutet und zwar durch einen gemauerten Bogen, der sich in
halber Tiefe des Hauses zwischen der Stuben= und der Stallwand aus-
spannt. Als Ersatz für die Gatterthüre als Lichtauelle ist jetzt meist ein