Full text: Sächsische Volkskunde.

426 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 
Unterbau des alten Ofens bildet ein flaches Tonnengewölbe, oder ein fest 
gezimmertes Gestell aus Kantholz mit vier Beinen; jedenfalls bleibt er hohl 
und bildet ein warmes Quartier für die Hühnerbrut oder die Spanferkel. 
Um den Ofen zieht sich eine breite Bank, auf der die Gefäße mit der Käse- 
milch (in mäßiger Wärme) aufsgestellt werden und unter der Gefache für 
das Schuhwerk eingerichtet sind. Über dem Ofen, wie eine umgekehrte 
Barrière ihn umgebend, hängt von der Decke herab das Trockengestell (in 
der sächsischen Schweiz „das Ofenstängel“ genannt): glatte Stangen oder 
Leisten zum Vorwärmen oder Trocknen der Kleidungsstücke, der Milch- 
und Quarkseihetücher und mancher anderer Dinge. Die Hängesäulen, die 
die horizontalen Stangen an den Ecken, wo sie zusammenstoßen, aufnehmen, 
sind meist aus Holz, manchmal hübsch ausgedreht, oder aus Eisen mit 
getriebenen Ringen und Endigungen. Fig. 183 zeigt eine aus Brett ge- 
sägte Kleiderleiste aus Kornbach. Über dem Ofen ist manchmal ein Schieber 
(der Trichter) in der Decke vorhanden, damit auch der Oberstube etwas 
Wärme zugeführt werden kann; auch 
B 3 VW einen Holzschlot trifft man zuweilen 
an, der die Wasserdämpfe aus dem 
« Kessel direkt ins Freie führt. Der 
· Fußboden neben dem Ofen, so lang 
Fig. 188. Kornbach. Kleiderleiste, über dem sich dieser in die Stube hinein er- 
Ofen an der Decke befestigt. streckt, ist mit flachen Steinen be- 
legt. Es beruht dies zwar auf 
einer feuerpolizeilichen Vorschrift, hat aber wegen der Hantierung mit 
Wasser bei Kessel, Pfanne und Aufwaschfaß sowie wegen des Eintretens mit 
schmutzigem Schuhwerk auch noch andere Vorteile. In dem schmalen Raum 
hinter dem Ofen ist entweder die sprichwörtliche Bank, der mit ihrer Wärme 
und dämmrigen Beleuchtung in der That etwas verführerisches anhaftet, 
oder es steht hier ein Wandgestell für die gefüllten Milchäsche. 
Dem Ofen gegenüber, an der anderen Seite der Eingangsthür, ist das 
Topfbrett angebracht, wo die im Gebrauch befindlichen Teller, Tassen und 
Töpfe offen aufbewahrt werden; in sehr alten Einrichtungen sieht man hier 
auch Lederriemen an die Wand genagelt, hinter denen die Tischmesser und 
Löffel stecken. 
Man erkennt schon aus dieser Schilderung, daß wenigstens in der kalten 
Jahreszeit die Küchenarbeiten großenteils in der Stube besorgt werden und 
daß das Feuer im Stubenofen, das an manchen Orten auch im Sommer 
nicht verlischt, noch immer den Mittelpunkt der Häuslichkeit bildet. Aber 
auch das Buttern wird hier vorgenommen, und im Erzgebirge findet man 
eine Art maschineller Anlage zu dem Zwecke in fester Verbindung mit der 
Stubendecke. Es ist ein an der Decke befestigter zweibeiniger Bock mit dreh- 
 
	        
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