Full text: Sächsische Volkskunde.

O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 445 
man zwar manchmal an, sie lassen sich auch mit der Jauchengrube (und 
etwa mit dem Abort) in zweckmäßige Verbindung bringen (Fig. 31 aus 
Medingen), sie werden aber im allgemeinen vermieden, weil auch das Schwein 
im warmen Stalle besser gedeiht, als in dem der Abkühlung ausgesetzten. 
Das Bestreben nach einem warmen Unterkommen hat es nun bewirkt, daß 
wir dem Schweinestalle in allen möglichen Kombinationen begegnen. Bald 
ist er in den Kuhstall eingebaut, etwa mit dem Hühnerstalle als Zwischen- 
geschoßb darüber (vergl. Fig. 172 u 184), bald ist er in den Pferdestall ver- 
wiesen, manchmal endlich findet er sich in einem besonderen Kleinviehstall, 
in Gesellschaft der Ziegen und Schafe vor. Stets aber zeigt er unter allen 
Ställen die stiefmütterlichste Behandlung: der Raum ist auf das knappste 
bemessen, weil viel Beweglichkeit der Mastung abträglich ist, aus ähnlichen 
Rücksichten fehlt meist das Tageslicht gänzlich und eine Folge davon ist die 
mitunter recht zweifelhafte Reinlichkeit. In modern eingerichteten Gütern, wo 
die Schweinezucht etwa in Verbindung mit einer Molkerei betrieben wird, findet 
man ja natürlich auch diese Art Ställe in rationeller Anlage vor (Fig. 172). 
Bei der Viehhaltung ist endlich noch der Bienen zu gedenken, die der 
Bauer von altem Schrot nicht gern entbehrte; heute trifft man freilich leider 
viel häufiger verlassene Stöcke und leere Bienenstände, als fröhlich und 
emsig schwäürmende Baue an. Unter den verschiedenen Gründen für das 
Verschwinden der Bienen spielt die mit der Kohlenfeuerung entwickelte 
schwefelige Säure und der fein verteilte Ruß gewiß eine wichtige Rolle; für 
unser Thema hat aber die Thatsache noch mehr Interesse, daß die Biene 
die Nachbarschaft hölzerner Gebäude wegen ihrer Wärme und Trockenheit 
den neueren Steinhäusern vorzieht. Die alten, aus Strohseilen gewundenen 
Bienkörbe wurden gewöhnlich vor einer flachen Blende aus Brettern mit 
Schutzdach (dem Bienenstand oder Bienenhaus, Fig. 177) in zwei oder drei 
Reihen übereinander aufgestellt, die Fluglöcher nach Süden gerichtet. Im 
Erzgebirge trifft man auch allerlei abenteuerliche Menschen= und Tiergestalten 
an, aus Holz, Lehm und Stroh gebildet, in deren Innern die Bienen nisten, 
in der Lausitz giebt es Bienenkästen (Dzierzonstöcke), an der Vorderseite mit 
architektonischem Beiwerk geschmückt. Die moderne Imkerei hat ganz ab- 
weichende Einrichtungen eingeführt, die trotz ihrer interessanten Einzelheiten 
hier außer Betracht bleiben müssen. 
Die unentbehrliche Hauskatze macht sich im ländlichen Bauwesen nur 
insofern bemerklich, als die Thüren aller Räume, in denen Mäuse zu be- 
fürchten sind, in ihrem unteren Feld oder an der Ecke mit einem kleinen 
Ausschnitt versehen werden, durch den Hinze, der Kater, durchschlüpfen kann. 
Hingegen beansprucht Phylax, der Kettenhund, eine Amtswohnung für sich, 
die ihm in einem kleinen Einbau zwischen Stall= und Schuppenthüre, oder 
unter einem angelehnten Pultdächlein (vergl. Fig. 196) oder endlich in einer
	        
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