O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe. 447
liche oder industrielle Nebenbetriebe das ländliche Bauwesen beeinflussen,
und umgekehrt nehmen Gebäude, die dem Gewerbebetrieb zu dienen bestimmt
sind, einen veränderten Charakter an, wenn etwas Feldwirtschaft dazu gehört.
Der eigentlich recht nahe liegende Obstbau wird meist viel zu sehr
vernachlässigt; Obstdarren, durch die er erst einträglich wird, trifft man
überaus selten an; das kaum nennenswerte Abbacken der Pflaumen, Birnen
und Äpfel erfolgt in unrationeller Weise in der Kochröhre. Der Weinbau,
der in einigen Dörfern des Elbthals in manchen Jahren noch einen Neben—
erwerb gewährt, erfordert einen Kelterraum mit Presse und geräumige Gär—
keller; da und dort ist in neuerer Zeit die Obstwein-Erzeugung, aus Heidel-
und Johannesbeeren, eingeführt worden, die den Produzenten unabhängiger
von der Laune der Witterung macht und nur genügend große Keller erfordert,
die vielfach nachträglich unter schon vorhandenen Gebäuden ausgegraben und
eingewölbt werden.
Der Flachsbau ist in Sachsen selten geworden; von den Gemeinde-
darren, wie sie früher mancherorten vorhanden waren, fand sich bei einer
darauf bezüglichen Umfrage nur noch eine (in Zethau bei Mulda) nebst
einem Brechhause vor; das Dörren erfolgt jetzt fast ausnahmslos im Back-
ofen. Das Brechen und Hecheln wurde früher in den für diese und ähnliche
Arbeiten so sehr geeigneten Lauben (den balkonartigen Gängen längs der
Häuser) vorgenommen, als aber diese nicht mehr gebaut werden durften,
geschah es meist in den Ställen. Durch den davon erzeugten Lärm und
Staub wurde das Vieh krank, und so trug die Maßregelung des ländlichen
Bauwesens auch dazu bei, daß der Flachsbau in Mißkredit und immer mehr
zum Erliegen kam. — Vom Hopfenbau, der früher in Sachsen sehr ver-
breitet war, wie zahlreiche Flurbezeichnungen und auch Familiennamen (wie