Full text: Sächsische Volkskunde.

36 J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 
gebogene Messer, zum Befestigen des aus Holz oder Knochen bestehenden 
Handgriffs mit seitlich gestellten Zapfen (Knopfsicheln, Fig. 51) oder mit 
Nietlöchern (Fig. 50) versehen. Seltener finden sich Schwerter, Lanzen- 
spitzen (Fig. 48) und Meisel. Schmucksachen sind vertreten durch Armringe 
aus Bronzeblech (Fig. 49) oder vierkantigen, schraubenförmig gewundenen 
Bronzestäben (Fig. 52) und durch große Nadeln mit quergeripptem Kopf 
(Fig. 47). Manche dieser Depotfunde enthalten nur Bruchstücke oder un- 
vollendete bez. mißlungene Exemplare der genannten Gegenstände, daneben 
aber auch noch Stücke roher Bronze, Gußkuchen oder Metallbarren, welche 
dieselben als Gußfunde kennzeichnen. Ein solcher ist der Depotfund von 
Weißig bei Großenhain. Derartige Funde beweisen, daß der Bronzeguß in 
späterer Zeit auch bei uns ausgeübt wurde, während die älteren Bronzen 
fertig von auswärts bezogen wurden. Dies bestätigen weiter auch vereinzelte 
Gußformen aus Stein für Sicheln, Lanzen, Nadeln und Ringe. 
Während uns nun diese Funde Kenntnis geben von den im Gebrauch 
gewesenen größeren Waffen, Geräten und Schmucksachen aus Metall, ent- 
halten die gleichzeitigen Grabfunde neben mancherlei Kleingerät vor allem 
und oft geradezu massenhaft die Erzeugnisse der Töpferei. Die Einführung 
der Bronze hat eine Anderung in der Art der Totenbestattung herbeigeführt, 
die in der Steinzeit übliche Leichenbeerdigung ist durch die Leichenverbrennung 
verdrängt worden. Der Tote wurde auf einem Holzstoß verbrannt, die 
übrig gebliebenen Skelettreste gesammelt und in einem Thongefäß, einer Urne, 
der Erde übergeben. Die Gräber sind in verschiedener Weise angelegt: 
entweder sind die Urnen auf die Erdoberfläche gesetzt und darüber ein oft 
mehrere Meter hoher Hügel aus Steinen und Erde gehäuft, oder sie stehen 
in Gruben im Erdboden und sind mit Steinen umstellt und bedeckt. Erstere 
nennt man Hügelgräber, letztere Flachgräber. Beide Formen kommen 
gleichzeitig neben einander vor. Hügelgräber sind in Sachsen nur wenig 
verbreitet, kleine Gruppen derselben kennt man aus dem Nordwesten des 
Landes und aus der Lausitz. Flachgräber dagegen sind mit Ausnahme des 
Erzgebirges mit seinen Ausläufern und des Elbsandsteingebirges über ganz 
Sachsen verstreut, sie bilden den weitaus größten Teil unserer vorgeschicht- 
lichen Funde. Ihre Lage verrät sich heute äußerlich nicht mehr, in früherer 
Zeit mögen sie wohl auch von flachen Erdhügeln bedeckt gewesen sein, welche 
im Laufe der Jahrhunderte durch die Bearbeitung des Bodens vollständig 
verwischt sind. Fast immer sind die Flachgräber zu größeren Gruppen ver- 
einigt und verteilen sich, regellos angeordnet, über einen größeren Flächen- 
raum. Derartige Gruppen sind unter dem Namen Wenden= oder Heiden- 
kirchhöfe und Urnenfelder bekannt. 
Beim Aufdecken eines Flachgrabes stößt man gewöhnlich auf größere 
Steine, Rollsteine aus den benachbarten Flüssen und Kieslagern oder flache, der
	        
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