450 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe.
Gebrauch des ganzen Dorfs, sogenannte „Milchsteine", die man in Ober-
franken auf dem Gemeindeanger antrifft, sind mir in Sachsen ebensowenig
vorgekommen, wie die dort üblichen Galerien von Bergkellern, die außerhalb
des Dorfes, gleichfalls zum gemeinsamen Gebrauch an geeigneter Stelle an-
gelegt werden. — Außer den Pump= und laufenden Brunnen findet man
in den Bergen, sowohl des Erzgebirges
als des Meißner Hochlands, auch noch
Zisternen oder Kellerbrunnen inge-
brauch; es sind das in den Berg oder
klüftigen Fels gearbeitete Bassins, in
denen sich Grund= oder Sickerwasser
ansammelt und aus denen es in
dünnem Faden zutage abfließt; liegt
solch ein Brunnen am Bergabhang
(Fig. 198 aus Spechtritz), so bildet er
mit seiner aus Brückchen, Trocken-
mauer und Felsüberhang bestehenden
Umgebung meist ein recht hübsches
Motiv in der Landschaft; liegt er auf
dem Hochplateau, so ist er in typisch ausgebildeter Weise durch einen Brett-
überbau gegen Verunreinigung und Kälte geschützt (Fig. 199 aus Hinter-
Zinnwald; der dreieckige Brettbau enthält den Brunnen). Manche dieser
Kellerbrunnen mögen wohl zu den ältesten Kulturzeugen einer Gegend ge-
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Fig. 198. Spechtritz. Kellerbrunnen am
Bergabhang.
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hören. Die neuere
Zeit hat manchen
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werden darf und
die, zusammen mit
organisierten und
geschulten Feuer-
wehren, es vollkommen rechtfertigen würden, wenn die Feuersicherheit nicht
länger ausschließlich in der Bauweise dieser Ortschaften um jeden Preis an-
gestrebt würde.
Geordnete Entwässerungsanlagen sind auf dem Dorfe noch heute
eine ziemliche Seltenheit, aber freilich auch kein so dringendes Bedürfnis
wie in der Stadt. Dachrinnen, häufig noch aus Holz, sind zwar nicht
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Fig. 199. Hinter-Zinnwald. Häuslerwohnung mit Kellerbrunnen
auf dem Hochplateau.