460 O. Gruner: Haus und Hof im sächsischen Dorfe.
Gemeinde zu gute, der Verkauf der zugehörigen Ländereien als Bauplätze
führte zum Reichtum des Ehrlichschen Gestifts.
Das Stadtgut und sein Ende.
Im Anschluß an den eben erwähnten Vorgang, dessen letzter Akt noch
in unseren Tagen spielt, bleibt nun noch das landwirtschaftliche Gehöfte im
Weichbilde einer Stadt, das Stadtgut, zu betrachten, dessen Besitzer in der
kleinen Stadt „Ackerbürger", in der größeren „Stadtgutbesitzer“ genannt
werden. Der Übergang zu solchen konnte in den sogen. Straßendörfern, deren
Häuser gassenartig dicht geschlossen längs der Straße stehen (und die deshalb
neuerdings überhaupt als neuere, büreaukratische Schöpfungen angesehen
werden) gar nicht schwer fallen. Das Hauptzufahrtsthor liegt bei ihnen in
einem Vordergebäude und ist (mit Wohnräumen oder Futterböden) überbaut;
manchmal ist oder war aber an einer Seitengasse auch noch ein seitliches
oder hinteres Ausfahrtsthor vorhanden. Solche Stadtgüter gab es in
Dresden in der Pirnaschen und Wilsdruffer Vorstadt noch bis zur zweiten
Hälfte unsres Jahrhunderts, mit landwirtschaftlichem Betrieb. Das an der
Pirnaschenstraße gelegene Stadtgut beispielsweise hatte nach der Neuegasse
ganz regelrecht, wie auf dem Dorfe, Hofmauer und hohen Thorbogen nebst
Pforte. Die Scheunen der Ackerbürger (in kleinen Städten) bilden meist
besondere Gassen außerhalb der geschlossenen Stadt. Das Ende dieser
Stadtgüter ist gewöhnlich zunächst die Vergrößerung der Ställe für Flei-
scherei oder Viehhandel, oder für Lohnfuhrwerkbetrieb, dann werden die
Obst= und Grasgärten als selbständige Bauplätze abgetrennt, die Scheunen
werden zu Wohnungen ausgebaut und neben dem ehrwürdigen Hofthor
nistet sich in der Einfriedigungsmauer ein Klempner= oder Garngeschäft
ein, wie man das z. B. in der Vorstadt Strehlen sehen kann. Später
durchgelegte Straßenzüge verwischen sogar die alten Begrenzungen und jedes
Andenken an die patriarchalische Vorgeschichte eines solchen Stückchens Erde
geht zuletzt verloren; in Dresden wissen z. B. nur die wenigsten Ein-
geborenen, daß die enge Zahnsgasse und Friesengasse ihre Entstehung früher
vorhanden gewesenen Durchgängen durch Höfe, die einem gewissen Zahn
bezw. Friese gehörten, zu danken haben.
Feuerpolizei im alten Dorfe.
Wenn auch der Maßregeln zur Erhöhung der Feuersicherheit in unsern
sächsischen Dörfern bereits mehrfach gedacht wurde, so ist der Gegenstand da-
mit doch nicht erschöpft und andererseits war — und ist er z. T. heute noch —
von solcher Wichtigkeit für deren Bestand und Emporkommen, daß wenigstens
in Kürze hier das nachgetragen werden soll, was an feuerpolizeilichen Vor-
schriften schon im 18. Jahrhundert in dieser Hinsicht gethan worden war.