Full text: Sächsische Volkskunde.

K. Schmidt: Die bäuerliche Wohnung. 467 
(Straßen-) und den Stall beziehungsweise Vorratsräumen nach der anderen 
Seite auf. · 
Als ein Beispiel für diese im ganzen Lande einheitlich auftretende Grund- 
form und zugleich als ein Beispiel einer für eine selbständige kleinbäuerliche 
Hofanlage kleinsten Wohnung mag der aus Kleinbothen bei Grimma ent- 
nommene Grundriß betrachtet werden, wie er in gleicher Eigentümlichkeit 
und auch hinsichtlich der Bauausführung für die gesamte nordwestliche Tief- 
und Hügelebene Sachsens typisch ist (Fig. 220). 
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Fig. 220. Kleinbäuerliche Wohnung aus Kleinbothen b. Grimma. 
(Architekt R. Bauer, Leipzig.) 
Arm an natürlichen Baustoffen zeigen diese im wesentlichen nur aus 
Lehm, Eichenholz und Stroh hergestellten Heimstätten die denkbar einfachsten 
und bescheidensten Verhältnisse. 
Die aus dem Geschiebelehm und den Gletschermoränen des Inlandeises 
entnommenen bis zur Größe eines Meters vorkommenden Findlinge und 
nordischen Blöcke geben das Material zu den Gründungen; die feinen Thon-, 
Lehm-, Kies= und Sandlager bedingen den Lehmbau für die Umfassungen; 
Stroh, Schilf und Deckrasen bilden die Bedachung, welche von runden 
Stangen und Latten, kunstlos verbunden, gestützt werden. 
Mit dem Giebel und der Wohnstube — ohne Rücksicht auf die Sonnen- 
lage nach der Dorfstraße gerichtet — bedeckt das ganze Wohnhaus nur eine 
Fläche von 80 Geviertmetern. Gegenüber der brettnen Hauseingangsthür, 
auf dessen eichener, in das Lehmstampfwerk eingelassenem Sturz gewöhnlich 
der Namenszug des Bauherrn mit der Jahreszahl eingeschnitten ist (Fig. 221), 
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